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DAS KINO DES ROLAND KLICK

Gut Ding will Weile haben, und so sind mittlerweile mit DAS KINO DES ROLAND KLICK - FRÜHE KURZFILME UND INTERVIEW und BÜBCHEN zwei weitere wichtige Roland Klick Videoreleases von 451 endlich mal auf DVD erschienen, die ich in den Ox-Ausgaben 27, 29 und 30 tiefgehender besprochen hatte.

Überraschenderweise auch noch mal Klicks psychedelischer Western DEADLOCK in neuer, deutlich besserer digitaler Abtastung und in 16:9, den die FSK jetzt sogar „ab 16“ durchgewunken hat, wurde ja auch langsam Zeit.

Die Sache mit dem Can-Soundtrack als Bonus entpuppt sich aber als kleine Mogelpackung, denn der befindet sich nicht auf einer separaten Audio-CD, sondern kann nur über die DVD angewählt werden, was nicht so attraktiv ist.

Ansonsten enthält die Neuauflage dieselben Extras, einen Audiokommentar von Klick, ein Interview mit Klick zum Film, den Trailer, ein Klick-Porträt von 1985 und die Dokumentation DIE CHANCE von Peter Gehring, in der es um die Bewerberinnen für die Rolle des jungen Mädchens in DEADLOCK geht.

Lange gewartet hat man auch auf BÜBCHEN, Klicks Spielfilmdebüt, das seiner Zeit weit voraus war und das damalige Publikum verständnislos zurückließ. Quasi als Vorläufer von Michael Hanekes BENNYS VIDEO zeigt Klick, wie das Grauen Einzug hält in die bürgerliche Gesellschaft der 60er, als der unbeaufsichtigte neunjährige Achim seiner einjährigen Schwester eine Plastiktüte über den Kopf stülpt und diese erstickt, während die größere Schwester Monika mit ihrem Freund rummacht – die Eltern befinden sich derweil auf einer Feier.

Noch verstörender ist allerdings, wie danach die Familie mit dem schrecklichen Ereignis umgeht und versucht die Sache zu vertuschen. DER KLEINE VAMPIR, wie BÜBCHEN auch hieß, schockiert nach wie vor durch die Unerklärbarkeit der Ereignisse und natürlich wegen der beklemmenden Unschuldigkeit dieses kindlichen Verbrechens, da sich der Täter der moralischen Tragweite seiner Tat überhaupt nicht bewusst ist.

Ein exzellenter Film, vielleicht sogar das Beste, was die damalige deutsche Kinolandschaft hervorgebracht hat. Leider ist die DVD-Umsetzung weniger gelungen, kein Vergleich zu DEADLOCK oder SUPERMARKT, dafür gibt es ein aktuelles Interview mit Klick und natürlich einen Audiokommentar von ihm.

Ebenfalls sehenswert sind Klicks frühe Kurzfilme JIMMY ORPHEUS, ZWEI, LUDWIG und WEIHNACHT, die sich zusammen mit einem äußerst interessanten 73-minütigen Interview mit Klick auf DAS KINO DES ROLAND KLICK - FRÜHE KURZFILME UND INTERVIEW befinden, wo es aber im Vergleich zur alten Videokassette keinen wirklichen Mehrwert gibt.

Jetzt fehlen nur noch der nicht ganz so spannende Dokumentarfilm DERBY FEVER USA, die Simmel-Verfilmung LIEB VATERLAND MAGST RUHIG SEIN und Klicks letzter Film SCHLUCKAUF von 1989, auf den man aber aufgrund der bekannten rechtlichen Probleme wohl lange warten kann.