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DAHINTER. DAZWISCHEN. DANEBEN

Jonas Engelmann

Jonas Engelmann hat sich in seinem umfangreichen Buch auf die Suche gemacht nach „kulturellen Außenseitern und Sonderlingen“. Das ist in Zeiten intensiver Diskurse über cultural appropriation ein diffiziles Unterfangen, weil dabei auch immer Problemkonstellationen tangiert werden, die nicht „aufgelöst“ oder „vereindeutlicht“ werden können. Aber es gehört nun einmal beispielsweise zu den Essenzen von Punkrock, den Bruch mit der je spezifisch „herrschenden“ respektive hegemonial gewordenen Dominanzkultur zu suchen und dabei – bewusst dahinter, dazwischen, daneben liegend – verletzend oder gar aufhebend „reinzugrätschen“. Das Komplizierte dabei ist neben den gewählten Ausdrucksformen der Kontext, in dem Gegenkultur aktiv Gestalt annimmt und dann vielleicht, weil zu „gefährlich“ geworden, „verfolgt, versteckt, vergessen“ werden kann beziehungsweise muss. Über genau solche „Träger:innen“ eines „kulturellen Lebens im Schatten“ hat Engelmann in den letzten 15 Jahren geschrieben; hier „versammelt“ er „unsystematisch“ etwa fünfzig dieser „Außenseiter:innenfiguren“. Herausgekommen ist eine „lose Sammlung von Porträts“. Dabei schimmert immer das Credo durch, dass sich die „Gegenkultur ... genau darüber im Klaren [zu sein habe], wo sie mit ihrem Zerstörungswerk anzusetzen hat“ (George Steiner). Am besten gefallen hat mir der Abschnitt zu Peter Weiss. In ihm wird herausgearbeitet, dass es neben der „Ästhetik des Widerstands“ auch noch ein sehr umfangreiches „bildnerischer Werk“ dieses Georg-Büchner-Preis-Inhabers gibt und er darüber hinaus ein avantgardistischer Experimentalfilmer war, der stark unter der schwedischen Zensur zu leiden hatte. Leider kommen in diesem anregenden Buch zu wenige Punkrocker vor.