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CRAZY

No Chance

Von 1978 bis 1982 existierten CRAZY aus Luzern in der Schweiz – ein paar wenige Jahre nur, in der sie aber die Szene in ihrer Heimatstadt prägten und auch darin involviert waren, das bis heute existierende und einzigartige Kulturzentrum Sedel zu gründen. Ihre Texte sangen CRAZY im Luzerner Dialekt, was sie damals schon im deutschen Sprachraum zu einer Ausnahmeerscheinung machte – Dialekt singende Punkbands waren in Deutschland, anders als etwa in Österreich, nie ein Thema. Apropos: Nicht nur in der Schweiz spielten CRAZY, sie schafften es sogar bis nach NRW und nach Berlin seinerzeit, und von ihrem Album „No Chance“, das sie 1980 als wohl erste Schweizer Band ohne Label und in Eigenregie (mit Hilfe eines örtlichen Plattenladens) veröffentlichten, gab es sogar eine deutsche Pressung auf dem Hamburger Label Moderne Musik Tonträger. Irgendwann 1982 hatte sich die Band dann aber totgelaufen, nachdem Ende 1981 Bassist Markus ausgestiegen war, der organisatorisch die Sache am Laufen gehalten hatte. Sein kurzzeitiger Ersatz war ein gewisser Manfred Tari aus Deutschland, bevor dann Anfang 1982 Schluss war. 2006 gab es anlässlich einer Punk-Ausstellung ein einmaliges Reunion-Konzert. 1991 erschien dann erstmals eine CD-Zusammenstellung von Songs der Band, es gab wohl zwei Neuauflagen der CD, aber es jetzt und mit dem Umweg über das kalifornische Rerelease-Label Puke N Vomit ist das originale Album wieder erhältlich, ergänzt um ein dickes A4-Booklet, für das Lurker „Swisspunk“ Grand verantwortlich zeichnet. Auf Deutsch und Englisch gibt es hier die Bandgeschichte und zeitgenössische Texte sowie reichlich Fotos und Reproduktionen des originalen Textheftes. CRAZY sind musikalisch erstaunlich gut gealtert, ihr 77er-Punkrock war solide aufgenommen worden seinerzeit, und die Texte sind teilweise bis heute nachvollziehbar, werfen ein bezeichnendes Licht auf die spießige Schweiz jener Zeit.