COMMANDO

Johnny Ramone

Es gibt Dinge, die will man über eine geschätzte Band nicht wissen. Das Johnny Ramone ein Rechter war, ist nicht neu, doch in dieser Autobiographie nochmal alle Missverständnisse ausschließend lesen zu müssen, wie der den rechten Cowboypräsidenten Ronald Reagan verteidigt und anhimmelt (und später George W.

Bush), wie er schreibt, es sei richtig gewesen, Vietnam in Grund und Boden zu bombardieren, dann bleibt einem das „Hey-ho, let’s go!“ schon im Hals stecken und man stellt einmal mehr fest, dass die Welt leider nicht immer so ist, wie man sie gerne hätte – und dass Punk auch rechts sein kann.

Man muss also ein zu Kritik nicht fähiger Fanboy sein, um den Glorienschein der RAMONES nach der Lektüre dieses Buchs, das kurz nach der US-Version jetzt auch in deutscher Übersetzung erschienen ist, als weniger strahlend wahrzunehmen.

Johnny, der 2004 im Alter von 55 Jahren starb, schrieb für dieses Buch in sehr persönlicher, offen wirkender Weise seine Sicht der Dinge nieder, inklusive seiner Krankengeschichte als Prostatakrebs-Patient.

Manche Situation und Ereignisse werden in anderen Büchern und Interviews anders dargestellt sein, das müssen die „Ramonologen“ ergründen und dokumentieren, aber man bekommt ein ganz gutes Gefühl dafür, dass die Karriere dieses Band alles andere war als ein fröhlicher Familienausflug, sondern ein langer Guerillakrieg.

Interessant ist die Fotostrecke im hinteren Teil des Buches, wo es auch eine von Johnny kommentierte RAMONES-Diskografie gibt: auf nur einem der Bilder lächelt er, auf allen anderen zieht er eine missmutige Schnute.

Ganz ehrlich: mein Lieblingsramone war Joey (von Johnny abschätzig als „far left liberal, a hippie“ charakterisiert), nach diesem Buch weiß ich noch besser, warum.