Fünfter und letzter Teil der umfassenden Moebius-Gesamtausgabe. Wie bei Splitter üblich im großformatigen Hardcover mit qualitativ hochwertigem Vollfarbdruck und haptisch Relieflackveredelung auf dem Einband. Schön gemacht. Ein wenig schade, dass sich sowohl Nachwort als auch das Cover auf den Phallus stürzen. Dabei ist „Der irre Ständer“ nur eine von insgesamt zehn Mitte bis Ende der Siebziger entstandenen Geschichten (davon neun erektionsfrei). Kulturkritiker Nicolas Tellop leitet seinen begleitenden Essay „Moebius und die Erotik“ dann auch mit einer über Moebius kursierenden Anekdote ein: So soll er versaute Zeichnungen auf öffentlichen Bänken hinterlassen und sich dann in der Nähe versteckt haben, um die Reaktionen der Passanten beobachten zu können. Eine Legende? Vielleicht, aber zuzutrauen wäre es Moebius durchaus. Tatsächliche Gemeinsamkeit aller Geschichten ist eigentlich die humoristisch überdrehte Absurdität und Unkonventionalität, in die Moebius seine psychedelisch bunt eingefärbten surrealen Bilder taucht. Eine ganz eigene Art der Science Fiction.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #165 Dezember 2022 /Januar 2023 2022 und Anke Kalau