COLD IN BERLIN

Rituals Of Surrender

Nach „Give Me Walls“ (2010), „... And Yet“ (2012) und „The Comfort Of Loss & Dust“ (2015) ist „Rituals Of Surrender“ das vierte Album der Londoner Band, die sich selbst mal als beeinflusst von Musik der Jahre 1977 bis 1993 und – irgendwie fast ein Widerspruch dazu – ELECTRIC WIZARD, SWANS und David Bowie bezeichnete.

Man liest das, man hört das, und der vermeintliche Widerspruch löst sich weitgehend auf, denn ja, ein Spagat von Goth-Rock à la CHRISTIAN DEATH und verkörpert durch den hellen, markanten Gesang von Frontfrau Maya Wittleton einerseits und wuchtig groovendem Doom-Rock, wie ihn die aus Adam, Lawrence und Alex bestehende Instrumentalsektion beisteuert, ist die Musik von COLD IN BERLIN definitiv.

2010 gründete sich die Band in London, doch sollten die bei Facebook aufgelisteten Shows der letzten Jahre wirklich alle sein, scheint es mit den Ambitionen nicht weit her zu sein: kaum ein Konzert außerhalb von London, im Ausland schon gar nicht.

Unverständlich bei einer Band dieser Qualität, aber wer weiß, warum man nach zwei Alben auf Candlelight nun beim Indie New Heavy Sounds ist. Schade eigentlich, dass die Band sich live so rar macht, mir gefällt das sowohl atmosphärische wie druckvolle Album ausgesprochen gut.

Spannend, dass die besten Goth-Alben (die mich interessieren) der letzten Jahre von Bands kamen, die einen Fuß in Rock, Metal oder Punk hatten, wohingegen die „reinen“ Goth-Formationen, bei denen die Verkleidung oft wichtiger ist als die Musik, mehr und mehr auf langweilige Elektronik setzen.

Bei COLD IN BERLIN kommt dazu noch so ein gewisser Okkultrock-Einschlag, so dass ich, gerade auch wegen Mayas Gesang, rundum begeistert bin. Was freilich fehlt: ein, zwei hittaugliche Standout-Tracks.