Auch wenn es diese Kategorie auf dieser Seite eigentlich nicht gibt, aber CHILDREN OF MEN ist meine persönliche Enttäuschung dieser Ausgabe. Nach den ganzen überschwänglichen Kritiken hätte ich ein wirklich mitreißendes Endzeitszenario mit Grips erwartet, Regisseur Alfonso Cuarón (Y TU MAMÁ TAMBIÉN, HARRY POTTER AND THE PRISONER OF AZKABAN) beschränkt sich allerdings leider auf reine Schauwerte und einen hübschen Look, auf der Strecke bleiben wie so oft eine wirklich schlüssige Geschichte und interessante, lebensnahe Charaktere.
Vor allem, was für ein ach so schlimmes Endzeitszenario soll das bitteschön sein? Denn in CHILDREN OF MEN ist die Menschheit unfruchtbar geworden und ist dabei auszusterben, was einen aber eher mal freuen sollte, denn dann hätte dieser Planet vielleicht noch eine Chance.
Für Misanthropen also eher mal Komödienstoff. Dazu packt Cuarón dann als Kulisse die üblichen Zutaten solcher Endzeitszenarien, denn auch hier gerät eine funktionierende Gesellschaftsordnung unter die Räder, was zu Anarchie und staatlicher Unterdrückung führt, inklusive irgendwelcher Separatistengruppen, die mit Gewalt eine Neuordnung des Systems herbeiführen wollen.
In dieses Chaos gerät der Ex-Politaktivist Theo (den Clive Owen durchaus kompetent darstellt), der ein schwangeres schwarzes Mädchen auf einer Odyssee zu einem geheimnisvollen Human Project begleitet, denn die Schwangerschaft des Mädchens soll offenbar einem höheren Zweck dienen.
Orwell bekommt hier eine offenkundig biblische Dimension, denn man muss doch unweigerlich an die Flucht Josephs mit der schwangeren Maria denken, und so erwartet man auch in CHILDREN OF MEN auf die Ankunft eines neuen Messias’, der in diesem Fall aber weiblichen Geschlechts ist.
Das wäre auch alles gut und schön, wenn uns Cuarón auch noch ein paar Antworten darauf geliefert hätte, warum Frauen nicht mehr schwanger werden können, was die Regierung eigentlich überhaupt so treibt und wogegen diese komischen Revolutionäre konkret kämpfen? CHILDREN OF MEN ist dermaßen diffus-schwammig, dass man sich angesichts der Lobeshymen über den Film fragt, ob manche Leute eigentlich nicht mehr wissen, was ein gutes Drehbuch ist.
Und wenn dann beim Auftauchen der Endcredits Kindergeschrei ertönt, ist ganz bestimmt der Höhepunkt der Lächerlichkeit erreicht. Ich kann nur empfehlen, sich lieber noch mal 1984, BRAZIL oder TWELVE MONKEYS anzuschauen und diese substanzlose filmische Luftblase einfach zu ignorieren, wo Michael Caine als kiffender Alt-Hippie zu den wenigen echten Höhepunkten gehört.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Thomas Kerpen