Dass Thurston Moore nach dem Ende von SONIC YOUTH und der Ehe mit Kim Gordon in Untätigkeit verfallen würde, damit war nicht zu rechnen. 2011 war das, Lee Ranaldo veröffentlichte seitdem ein weiteres Soloalbum, Steve Shelley verdingt sich als Drummer von DISAPPEARS, Thurston Moore und Kim Gordon kooperierten (wieder) beim Projekt „YOKOKIMTHURSTON“ mit John Lennons Witwe Yoko Ono, Moore flirtete mit der Black-Metal-Band TWILIGHT, und irgendwie vermittelten alle den Eindruck, als ginge das Leben mit zig verschiedenen musikalischen Projekten so weiter wie bisher, nur eben ohne die gemeinsame Klammer SONIC YOUTH.
Thurston Moore, der bei seinen musikalischen Solo-Exkursionen von jeher zu unkonventionellen Klängen neigt (und diese oft auf dem eigenen Label veröffentlicht), kehrt nun mit dem Debütalbum von CHELSEA LIGHT MOVING (eingespielt mit diversen Musikern, die auch schon auf Moores Soloalben zu hören waren) auf bekanntes Terrain zurück, denn das titellose Werk ist, dafür sorgen Moores Trademark-Gitarrensound sowie seine markante Stimme, relativ nahe dran an SONIC YOUTH.
Es ist also ein Album, das man sich als SONIC YOUTH-Fan, der Moore und seinen (Ex-)Bandkollegen nicht auf jedem Pfad durch das musikalische Unterholz folgen will, ohne zu zögern zulegen kann.
Andererseits erweckt CHELSEA LIGHT MOVING bei aller durch Moores Klangfarbe bedingten Ähnlichkeit zu SONIC YOUTH auch den Eindruck, ein Stück „hemdsärmeliger“ produziert zu sein als die ausgefeilten S.Y.-Alben.
Die Platte ist immer wieder erstaunlich punkig und roh, holpert derbe voran und zeigt mit dem GERMS-Cover „Communist eyes“, wo Moores Vorlieben liegen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Joachim Hiller