CHARLES BUKOWSKI IN HAMBURG

Vierzig Jahre vor den schlüpfrigen Geschichten einer Charlotte Roche gab es schon Schriftsteller, die das Leben so beschrieben, wie es war, und damit (Pop-)Kulturgeschichte schrieben. Einer jener Autoren, der in den Siebzigern und Achtzigern das (männliche) Alternativ-Publikum, oft auch aus der Punkszene, begeisterte und prägte wie kein anderer, war der 1920 in Andernach am Rhein geborene Charles Bukowski.

Der war 1923 mit seinen Eltern nach Los Angeles ausgewandert und wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Er studierte Journalismus, begann ein unstetes Wanderleben quer durch die USA, versuchte sich als Schriftsteller, hatte aber immer ein massives Alkoholproblem und schlug sich mehr schlecht als recht durch.

In all den Jahren entstanden zwischen Sauftouren und kurzzeitigen Jobs (etwa als Postbote) eine ganze Reihe von Gedichten, Kurzgeschichten und Romanen mit im Kern autobiographischen Inhalt.

Nutten, Alkohol, Gewalt, gescheiterterte Beziehungen – die billigen Männervergnügen waren stets die Hauptthemen seiner Geschichten, die von Carl Weissner genial ins Deutsche übersetzt wurden.

1978 kam der „dirty old man“ auf Lesetour nach Hamburg, und der Filmemacher Thomas Schmitt schnitt die Lesung sowie einige Szenen drumherum mit. Ein rund 45-minütiger Film entstand daraus, mit Interviewsequenzen und Ausschnitten der Lesung – eine seltene Gelegenheit, den 1994 verstorbenen Bukowski kennenzulernen, dem Mickey Rourke 1987 mit dem Film „Barfly“ ein Denkmal setzte.

Als Bonus gibt es den knapp vierzigminütigen Film „Bukowski zum Siebzigsten“, enstanden bei einem Besuch Schmitts 1990 in Los Angeles. Bukowski ist da bereits gezeichnet von seinem exzessiven Leben, genießt aber seine alten Tage und den späten Ruhm in relativer finanzieller Sicherheit.