Ehrlich gesagt haben mich die 1989 in Birmingham gegründeten CHARLATANS einst genauso wenig interessiert wie die STONE ROSES und HAPPY MONDAYS, hatte ich statt "Madchester"-Partymusik eher Hardcore im Kopf, und doch waren die Singles der Briten immer so gut, so allgegenwärtig, dass man sich diesen Songs nicht entziehen konnte.
Und so stehe ich eben auch 17, 18 Jahre später zu dieser Singles-Compilation, die - es gibt ja auch noch "Melting Pot" von 1998 - sich den frühen Jahren nur bruchstückhaft nähert (immerhin, "Indian rope" und das fantastische "The only one I know" sind enthalten) und erst ab Mitte der Neunziger recht lückenlos ist.
In der Frühphase der Band war zweifellos Orgelspieler Rob Collins, der Jon Lords Hammond-Exzessen huldigte, die zentrale Person der Band, und auch die tragische Gestalt: Erst wurde Collins Ende 1992, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, wegen Beihilfe zu einem bewaffneten Überfall zu einer achtmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, und dann, als der Band, die nach einem furiosen Start wieder an Popularität eingebüßt hatte, mit den auch hier enthaltenen Singles "Can't get out of bed" und "Just when you're thinkin' things over" und dem vierten Album das Comeback geglückt war, starb Rob Collins im Sommer 1996 bei einem Autounfall auf dem Weg ins Studio, wo gerade das fünfte Album entstand.
Martin Duffy von PRIMAL SCREAM half, das Album zu beenden, und Collins' Position wurde drei Jahre lang nicht neu besetzt. Aber es ging weiter für die CHARLATANS, von Beggars Banquet/Situation Two war man zu Universal gewechselt, und schließlich gab es doch noch eine gewisse Anerkennung dafür, dass die CHARLATANS mit ihren unwiderstehlichen Pop-Songs dem Britpop von OASIS, BLUR und Co.
den Weg geebnet hatten. Das neunte Album der mittlerweile zu Sanctuary gewechselten CHARLATANS erschien im Sommer 2006, und auch wenn die Hallen kleiner geworden sind im Laufe der Jahre, eine exzellente Pop-Band sind sie bis heute.
Weshalb man von ihnen mindestens diese Single-Compilation besitzen sollte. (72:35) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #69 Dezember 2006/Januar 2007 und Markus Kolodziej
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