CARCASS

Heartwork

Man hat viel Negatives gehört über die Reunion-Konzerte von CARCASS in diesem Sommer; von Lustlosigkeit, fehlender Energie und Spielfreude war zu lesen und von einer zumindest Jeff Walker und Bill Steer ins Gesicht geschriebenen Erkenntnis, dass sie Grindcore und Death Metal doch eigentlich längst hinter sich gelassen hätten.

1993 war das noch anders, waren CARCASS mit "Heartwork" auf dem Zenit ihrer Karriere. Zeigte schon 1991 der Vorgänger "Necroticism - Descanting The Insalubrious" eine moderate, dennoch deutliche Abkehr vom vertrackten Grindcore ihrer Anfangstage, gingen CARCASS auf "Heartwork" noch einen Schritt weiter, versuchten sich erfolgreich an richtigen Melodien (der Grund, warum Bill Steer erstmals keine Vocals beisteuerte?), entdeckten das Prinzip der Eingängigkeit und auch für Laien nachvollziehbare Songstrukturen.

Das alles aber trotzdem mit höchstmöglicher musikalischer Aggression und Brutalität. Diese ließen sie erst zu Gunsten eines Majordeals 1995 auf "Swansong" hinter sich; bezeichnend, dass die Veröffentlichung mit der Auflösung der Band einherging.

Und auch wenn "Necroticism ..." aus persönlichen Gründen mein ewiger CARCASS-Favorit ist, zeigt eventuell "Heartwork" noch deutlicher, auf welch hohem Niveau sich der extreme Metal Anfang der Neunziger befand.

Ein Niveau, das seitdem nicht mehr erreicht wurde; kopiert vielleicht, aber nie übertroffen. Earache haben im Laufe des Jahres alle fünf CARCASS-Alben neu aufgelegt: in einem wirklich dicken Digipak, remastert, mit einer über alle fünf Reissues verteilten und Linernotes überflüssig machenden CARCASS-Dokumentation namens "The Pathologist's Return" sowie Bonustracks.

Hier sind das die "Heartwork"-Songs in Demo-Versionen; roher als die des Albums, aber in guter Qualität und, zusammen mit den restlichen Reissues als Gesamtwerk betrachtet, Grund genug, sich "Heartwork" nochmals in den Schrank zu stellen.