CAPTAIN PHILLIPS

Ein großer Fan von Paul Greengrass’ „Bourne“-Trilogie war ich nie. Dafür hatte der britische Regisseur 2006 den exzellenten „Flug 93“ gedreht, der die Ereignisse in einem der Flugzeuge nachstellte, das für die Terroranschläge am 11.

September 2001 benutzt wurde, bevor dieses abstürzte. Mit „Captain Phillips“ ist ihm jetzt ein ähnlich packender, auf wahren Begebenheiten beruhender Film gelungen, dessen Ausgang allerdings erfreulicher ist.

Im April 2009 wurde das Containerschiff Maersk Alabama von vier somalischen Piraten vor der Küste Somalias angegriffen, die Schiff und Besatzung in ihre Gewalt brachten, um dafür Lösegeld zu erpressen.

Der Kapitän des Schiffs, Richard Phillips, für dessen Darstellung Tom Hanks einen Oscar verdient hätte, wird in Greengrass’ Film zur Heldenfigur, und liefert sich mit den vor nichts zurückschreckenden Piraten ein nervenaufreibendes Psychoduell.

Drei der Piraten werden schließlich von einem Team der U.S. Navy SEALs getötet, nur einer wird lebend gefangen genommen. Eine wahre und wundervolle Geschichte, die sich zum größten Teil auch so zugetragen hat, nur dass Phillips wohl doch nicht der Held war, den der Film aus ihm gemacht hat.

Denn durch seine Missachtung von Warnungen vor Piratenangriffen hatte er offenbar erst dieses Drama möglich gemacht, weshalb wegen dessen Mitverantwortung 2013 ein Gerichtsverfahren der Schiffsbesatzung gegen den Eigner und den Betreiber der Maersk Alabama angestrengt wurde.

Insofern scheint es hier keine allgemein gültige Wahrheit beziehungsweise Sichtweise der Ereignisse zu geben. Sieht man von diesem Umstand ab, ist „Captain Phillips“ einer der intensivsten und humanistischsten Doku-Thriller der letzten Jahre, der bei aller Begeisterung für die Zivilcourage der Hauptfigur auch das tragische Schicksal der somalischen Piraten nicht unter den Teppich kehrt.