Mit 17 verbrachte ich in Virginia Beach mal ein deprimierendes Wochenende mit amerikanischen Teenagern in einer Art Jugendherberge und fand das ganze Drumherum dieses Ferienortes in direkter Nähe zum riesigen US-Marine-Stützpunkt Norfolk recht befremdlich.
Genau dort aber gründeten sich 1992 die CANDY SNATCHERS, die schon von Anfang an so klangen, als wären sie auf Crypt, aber, und das erstaunt mich wirklich, nicht eine einzige Platte (und sie veröffentlichten über 20 Singles) auf diesem für den ungestümen Neo-Garage-Punk der Neunziger so wichtigen Label machten.
Nun, Tim Warren wird seine Gründe gehabt haben – vielleicht klangen sie ihm ja zu sehr nach seinen Zöglingen NEW BOMB TURKS. 1996 erschien das erste Album auf Safe House, 1997 sollte die zweite Platte kommen, doch mit der ersten wie der zweiten Aufnahmesession war der 2008 verstorbene Bandboss Matthew Odietus unzufrieden und so verschwanden die für zwei Jahrzehnte auf dem Dachboden.
Die dritte Album-Session mit Dean Rispler war damals dann endlich gut genug für Odietus und wurde 1998 in Form des „Human Zoo“-Albums auf Go-Kart (file under: vergessene Plattenlabels) veröffentlicht.
2017 wurden diese 19 im Compactor Studio, Brooklyn, NY aufgenommenen Songs digital veröffentlicht, was für solche Musik das denkbar lahmste Format ist. Und so hat das Berliner Hound Gawd!-Label nun endlich Vinyl davon gepresst.
So richtig „lost“ ist das Album also nicht, wer aber „Human Zoo“ liebt und die Platte mal in noch wilder, dreckiger und ungestümer hören will, ist hier goldrichtig.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #97 August/September 2011 und Joachim Hiller
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