Vor seinem Tod im Jahr 2020 hatte ich den britischen Filmemacher Alan Parker etwas aus den Augen verloren, was sicherlich auch daran lag, dass sein letzter Film 2003 entstand. Bis dahin hatte Parker, der vor seiner Karriere als Filmregisseur ähnlich wie Landsman Ridley Scott erfolgreicher Werbefilmer war, was seine stilsichere Bildsprache sicherlich maßgeblich prägte, einige exzellente, nach wie vor sehenswerte Filme gedreht wie „12 Uhr nachts – Midnight Express“ (1978), „Pink Floyd – The Wall“ (1982), „Birdy“ (1984), „Angel Heart“ (1987) oder „Mississippi Burning“ (1988). Musik spielte eine durchaus bedeutsame Rolle in Parkers Schaffen, wie man an seinen Filmen „Fame“, „Die Commitments“ und „Evita“ sehen konnte, ähnlich wie auch bei seinem Debüt als Spielfilmregisseur, der Musicalkomödie „Bugsy Malone“. Die gelungene Musik dafür schrieb Paul Williams, der auch maßgeblich an Brian De Palmas „Das Phantom im Paradies“ beteiligt war. Selbst wenn man kein großer Musical-Fan sein mag, besitzt „Bugsy Malone“ (eine Vermischung der Gangstergrößen Bugsy Siegel und Al Capone) auch in anderer Hinsicht immer noch viel Charme, denn Parker drehte hier eine detailverliebte und sympathisch unschuldige Parodie auf den amerikanischen Gangsterfilm der 1930er und 1940er Jahre. Allerdings wurden alle Rollen ausschließlich von Kindern gespielt, darunter die 14-jährige Jodie Foster, der im selben Jahr ihr Durchbruch mit „Taxi Driver“ gelang. Aus der bei Gangstern beliebten Tommy Gun wurde die „Splurge Gun“ (in der deutschen Fassung heißt sie „Frostkanone“), und auch ansonsten sieht alles aus wie in einem Edward G. Robinson- oder James Cagney-Film, nur dass es bei denen am Ende keine gigantische Tortenschlacht gab. Im Gegensatz zur völlig veralteten EuroVideo-DVD bietet die Neuauflage jetzt eine deutlich verbesserte Bild- und Tonqualität.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Thomas Kerpen