Bereits 1999 drehte Marco Bechis mit JUNTA - GARAGE OLIMPO seine persönliche Aufarbeitung der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien in den Jahren 1976-82, während der über 30.000 Menschen spurlos verschwanden.
War es in Bechis? Film eine junge Frau, die eines Tages von bewaffneten Männern verhaftet und in die geheimen Folterkammern der Regierung verschleppt wird, wird in Adrián Caetanos CRÓNICA DE UNA FUGA (CHRONICLE OF AN ESCAPE) der Torwart eines Fußballteams von jemand denunziert und findet sich in einer verlassenen Villa wieder, die der Militärregierung als Platz für Verhöre dient.
An Stelle des dokumentarischen Stils und der nüchternen Darstellung des Leids, das die Oppositionelle Maria über sich ergehen lassen muss, gibt es bei Caetano erstaunlich stylische Bilder und eine Lust an der Darstellung von Folterung und menschlichem Elend, so dass man ihm fast unterstellen könnte, damit auch die Klientel von SAW und Konsorten ansprechen zu wollen.
Das Ganze basiert zwar auf Tatsachen, aber Caetanos Dramaturgie gehorcht eher den Gesetzen des Thrillers als denen einer Dokumentation, und das gilt auch für seine Unterscheidung von Gut und Böse.
Und den Originaltitel darf man durchaus wörtlich nehmen, denn es handelt sich tatsächlich überwiegend um die Chronik einer Flucht, eine tiefergehende Analyse der damaligen Zustände gibt es nicht oder nur sehr kryptisch.
Die große Frage dabei ist sowieso, kann man und darf man sich bei einem Film mit dieser Thematik überhaupt unterhalten fühlen? Grundsätzlich ist BUENOS AIRES 1977 dabei noch nicht mal ein schlechter Film, er zeigt den Terror des Regimes durchaus anschaulich und für den Zuschauer unangenehm spürbar, erzählt uns darüber hinaus aber nichts neues, denn wer ist schon der Meinung, dass das Foltern von Menschen irgendwie in Ordnung ginge? Marco Bechis? JUNTA ist sicher der bessere Film, was nicht heißt, dass BUENOS AIRES 1977 nicht auch das Nachdenken über diese Phase der Geschichte Argentiniens fördern würde, auch wenn Caetano sicher mehr aus dieser Geschichte hätte machen können und müssen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Thomas Kerpen