Wenn das so weitergeht, muss Alicia Merz bald eine eigene Kolumne bekommen. Mit ihrem BIRDS OF PASSAGE-Projekt hatte sie in den letzten Monaten schon ein grundsolides Album zusammen mit dem Portugiesen Leonardo Rosado hingelegt und solo mit „Winter Lady“ die Grenzen des Singer/Songwriter-Genres gedehnt.
Jetzt meldet sie sich zusammen mit Gareth Munday von ROOF LIGHT als BROTHER SUN, SISTER MOON zurück. Das selbstbetitelte Album funktioniert wie eine Petrischale, die zu gleichen Anteilen mit Pop, Ambient und verschwommen-verschnipselten Elektronik gefüttert wurde.
Als Wachstumsbeschleuniger wirken chillwavige Basslines und shoegazige Gitarrenparts. Das klingt nach ziemlich viel Drumherum, eigentlich jedoch gibt sich „Brother Sun, Sister Moon“ ziemlich eingängig und gedeiht wunderbar sphärisch und entspannt zugleich.
Auf spärlichen Downtempo-Beats flattert Merz’ Stimme wie ein Zeitlupenkolibri und hält die einzelnen Tracks zusammen. BROTHER SUN, SISTER MOON nähern sich zwar gefährlich nah zeitgeistigen Trends an und lassen manche Songs schneller verstranden als vielleicht nötig, überzeugen aber letztlich mit einem nervenberuhigenden Album und viel Liebe zum Detail.
Würde sich Merz zur nächsten Ox-Ausgabe zurückmelden, wäre das ein Grund zur Freude.