BRIAN REITZELL

30 Days Of Night

David Slades auf dem Comic von Steve Niles und Ben Templesmith basierender Film "30 Days Of Night" gehörte sicherlich zu den erfreulicheren Genrebeiträgen der letzten Zeit, und wo es mit der Logik haperte, konnte seine düstere, dichte Atmosphäre eventuelle Schwachstellen gekonnt ausgleichen.

Großen Anteil hatte daran auch der Score von Brian Reitzell, der in den 90ern mal kurz bei REDD KROSS gespielt hat und inzwischen viel im Filmmusikbereich zu tun hat. Dabei geholfen hat ihm sicher, dass er der Boyfriend von Stephanie Hayman ist, Sofia Coppolas bester Freundin, die ihn zum "Music Supervisor" von "The Virgin Suicides", "Lost In Translation" und "Marie Antoinette" machte und ihm sogar den Platz als Tour-Schlagzeuger von AIR verschaffte.

"30 Days Of Night" ist sein erster allein komponierter Score, bei "Stranger Than Fiction" teilte er sich die Arbeit noch mit Britt Daniel von SPOON, und man ist etwas überrascht, dass der Soundtrack eines von Columbia Pictures mitproduzierten Films ausgerechnet bei Mike Pattons Label Ipecac erscheint.

Musikalisch macht das allerdings durchaus Sinn, denn "30 Days Of Night" besitzt diese enervierenden Qualitäten, die besonders Patton schätzen dürfte. Und losgelöst vom Film wirkt Reitzells Score auch noch um einiges verstörender, der in der Schnittmenge von früher Industrialmusik und Krautrock musikalische Disharmonie und Noise auf ein interessantes eigenständiges Level hievt.

Man fühlt dabei sich an die kühlen elektronischen Sounds von John Carpenter erinnert, etwa an den von Morricone für seinen Film "The Thing" komponierten Score oder den exzessiven GOBLIN-Soundtrack zu Argentos "Suspiria", aber genauso gibt es hier Momente ambienter Stille, wo Reitzell erstaunlich suggestive Klanglandschaften schafft, die auch immer eine starke Verbindung zu klassischem Noiserock besitzen.

Und so ist "30 Days Of Night" wohl neben Jonny Greenwoods "There Will Be Blood" einer der eigenständigsten und avantgardistischen Soundtracks der letzten Zeit, der sich radikal vom sonstigen unsubtilen Geboller irgendwelcher US-Blockbuster unterscheidet und gekonnt demonstriert, dass Filmmusik eine eigenständige Kunstform ist und nicht nur ein ansonsten nicht überlebensfähiges Anhängsel einer Kinoproduktion.

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