Viel Bier, Party, Kleinstadtlieben, Amateurfußball, Arbeit als purer Ekelfaktor für das restliche Leben und stets der Blick auf „Verhuschte“ in der eigenen Umgebung ziehen sich unbeschwert und ohne Trauer durch die Seiten.
Romanfigur Berndte erlebt einiges und wird vom Erzähler überzeugend skizziert. Florian Ludwig hat das Talent, scheinbar komplexe Dinge in wenigen Worten witzig und bissig darzustellen, dass es eine wahre Freude ist.
Man kennt das ja selbst alles, fröhlich vom Alkohol betört auf den Traversen eines Fußballstadions weilen, und all die Anekdoten, die man dort automatisch mitbekommt. Ludwig beobachtet glänzend.
Nachts in Brandenburg zu Fuß nach Hause? Besser nicht, denn „nachts sind alle Glatzen blau“. Es liest sich natürlich noch besser, wenn man die meisten Orte, Bands und so weiter auch kennt, denn der „Ossi“ Ludwig gibt nicht nur seinen Leuten literarisch etwas mit, auch mir „Wessi“ gibt er immer wieder Hinweise, die einem nicht fremd vorkommen.
Ludwig sieht Leute mit „der Spur von Tausenden Sternburgern im Gesicht“ oder auch „ehemalige Volkspolizisten in schrottreifen Streifenwagen“, die sich „hinter Kaffeetassen verstecken“. Der Episodenroman spielt vorwiegend in der Nachwendezeit, aber auch bei den heutigen „Wutbürgern“ kehrt Ludwig sein Innerstes nach außen, und fragt sich, wo denn die Proteste in Ostdeutschland zur Hartz-IV Einführung waren, und warum gerade plötzlich gegen Flüchtlinge so mobil gemacht wird.
Zielsicher trifft der Erzähler immer wieder ins Schwarze, pointenreich bis zum Abwinken, und lässt mich zufrieden zurück. „Lude, dit haste jut jemacht!“, kann man da echt nur an den Autor zurückgeben.