Der Vierer aus der Berliner Ecke ist musikalisch eindeutig deutschrockig und textlich zweideutig bockig unterwegs. Solide gemachte, hart rockende, leicht metallische Riffs und eingängige Hooks treffen auf banale, aber letztlich gefährliche Stammtischlyrik. „Deutschland hat zu viele Dichter. Ungleich dazu wenig Denker“; „Man will mich kontrollieren und lenken, doch leider fang ich an zu denken“; „Der Weisheit letzter Schluss ist getrübt von Überschuss, von vordiktierten Fakten, unabhängig von den Akten.“ Wutbürger, ick hör dir trapsen. Fake News, Alternative Facts ... genau mit dieser überheblichen „Dagegen“-Mentalität fährt die neue Rechte – speziell im Osten – gefährlich hohe Prozente ein. Ja, wir haben Probleme, wir haben Sorgen, wir wollen ernst genommen werden, alles bleibt anders, aber muss ich deswegen rechten Rattenfänger:innen auf den Leim gehen? Nein! Auch nicht aus Versehen oder als Provokation, dafür sind die Konsequenzen zu ernst. Haltung, nicht Enthaltung. Zweideutigkeit und Anbiederung in Zeiten wie der unseren: Ohne mich! Selbst der – so kann/soll man es verstehen – Anti-Nazi-Führer-Song, „Einer von Format“ bleibt vage und unkonkret. Gefällt mir. Nicht. Mehr Mut zur eindeutig klaren Kante und wir hätten hier ein gutes, deutschsprachiges Rock-Album, so aber gehen wir äußerst zwiegespalten auseinander.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Lars Weigelt