Vielen Leute, die dieses Heft lesen, dürfte diese Platte bitter aufstoßen. Wieso? Weil BOXCAR RACER das Sideproject des BLINK 182 Sängers Tom DeLonge und Schlagzeugers Travis Barker ist. Jeder "richtige" Punk hasst BLINK natürlich.
Warum? Weil sie verdammt reiche Burschen sind, die sich mit der Punk-Attitüde schmücken, jedoch für unverschämte Budgets auf einem Major veröffentlichen. Obendrein werden sie natürlich von anspruchslosen Mittelstandskids vergöttert und sind eine miese Liveband.
Na und? BLINK haben auch ihre guten Seiten, schreiben herrlich melodische Pop(!)-Punk-Ohrwürmer die unglaublich fett produziert sind. Punkt. Das ist leichte Kost, die trotzdem schmecken kann, wenn man sich mit seiner eigenen engstirnigen (Punk)-Ideologie nicht den Spaß daran verbaut.
Wenn dann unbedarfte Jungs wie MEST, SUM 41 oder SIMPLE PLAN an das Erfolgsrezept anknüpfen wollen ist das nur logisch, aber manchmal auch nervig. Deshalb dann doch lieber BLINK - oder eben BOXCAR RACER.
Die klingen nicht großartig anders, höchstens düsterer und ernster. Der Sonnenschein ist hier der Melancholie gewichen. Wer "Adam's Song" oder "Stay Together For The Kids" von den letzten beiden BLINK-Alben mochte, der wird hier bestens bedient.
Oft sind die Songs richtiggehend ruhig und protzen mit einer orchestralen, bis zum Exitus aufgeblasenen Produktion, aber das klingt eben schneidig. Und was nun wirklich niemand leugnen kann ist, dass Travis Barker ganz ausgezeichnet Schlagzeug spielt.
Derartige Hi-Hat-Akzente und Schießbuden-Finesse hört man bei einer Punkband nicht oft. Und Überraschungen gibt's auch! Beim Song "Cat Like Thief" singt nämlich RANCIDs Tim Armstrong mit und mit "My First Punk Song" gibt es eine selbstironische 1-2-3-4-Punk-Nummer, die auch BLINK-Hassern gefallen dürfte.
(41:42) (7/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Christian Meiners