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BOOK OF BLOOD

Ich kann mich noch gut erinnern, wie Ende der 80er bei der Veröffentlichung von Clive Barkers „Das erste Buch des Blutes“, das in England bereits 1984 veröffentlicht worden war, fast inflationär mit dem Stephen King-Zitat, er hätte die Zukunft des Horrors gesehen, hausieren gegangen wurde.

Mehr noch als die Leser glaubte offenbar die Filmindustrie an die Magie dieser Worte, weshalb in Folge unzählige Filme entstanden, die sich mit dem Zusatz „Clive Barker“ schmückten, aber von denen die wenigsten etwas taugten.

Mit UNDERWORLD (1985) und RAWHEAD REX (1986) mussten erst zwei katastrophale Verfilmungen entstehen, bevor Barker 1987 für HELLRAISER selbst im Regiestuhl Platz nahm, einer Verfilmung von „The Hellbound Heart“.

Nicht nur eine adäquate Umsetzung seiner eigenen Story, sondern auch noch einer der besten Horrorfilme, der in den 80ern entstanden ist, und dessen intensive Mischung aus Perversionen und Gore ihn zu einem Genreklassiker machte.

Leider war er so gut, das bis heute sieben überwiegend recht überflüssige Sequels entstanden, die mit Barker herzlich wenig zu tun hatten, und Doug Bradley (ein Freund von Barker seit Schulzeiten) auf ewig mit der Figur des Pinhead verknüpften.

Zu den besseren Filmen, die auf Barkers Geschichten basierten, gehörten dann mit Abstrichen NIGHTBREED (Barker arbeitet da angeblich an der Restauration seiner ursprünglichen Fassung, schön wäre es), CANDYMAN, der wirklich großartige, von Barker selbst inszenierte LORD OF ILLUSIONS und zuletzt Ryuhei Kitamuras THE MIDNIGHT MEAT TRAIN oder die „Masters of Horror“-Episode HAECKEL’S TALE.

Und jetzt eben BOOK OF BLOOD von John Harrison, der bisher im Fernsehbereich tätig war (und vielleicht eher bekannt als „Screwdriver Zombie“ aus George A. Romeros DAWN OF THE DEAD ist), was man seinem Film durchaus ansieht, ohne dass er schlecht inszeniert wäre.

Wer die Originalgeschichte kennt – die hier noch um „On Jerusalem Street“ als Rahmenhandlung ergänzt wurde –, wird sich wahrscheinlich fragen, wie man aus der dünnen Story um ein verlassenes Haus, das eine Art verkehrstechnischer Knotenpunkt fürs Jenseits sein soll („The dead have highways.

Highways that lead to intersections, and intersections that spill into our world. And if you find yourself at one of those intersections, you should stop and you should listen, because the dead have stories to tell.“), in dem ein betrügerisches Medium und eine an paranormalen Phänomenen interessierte Autorin mit der Geisterwelt Bekanntschaft machen, einen abendfüllenden Spielfilm machen konnte.

Zumal „Book of Blood“ selbst ja auch nur eine Art Rahmenhandlung vorgab. Dennoch gehört BOOK OF BLOOD noch zu den besseren Barker-Adaptionen. Ein oldschooliger, um Ernsthaftigkeit bemühter Horrorfilm, der eigentlich nur unter zwei Dingen leidet: er könnte ein wenig exzessiver und auch ein paar Minuten kürzer beziehungsweise flotter inszeniert sein.

Die Basis für wesentlich goreigere Szenen ist durchaus vorhanden (angeblich gibt es sogar eine etwas deftigere Festival-Fassung). Aber Harrison neigt zu einer generell subtileren Herangehensweise, die BOOK OF BLOOD auf jeden Fall eine stimmige Atmosphäre beschert und die FSK gnädig stimmte, so dass sie ihn noch mit „ab 16“ freigab.

Ein neuer HELLRAISER ist BOOK OF BLOOD sicherlich nicht und auch viel zu unspektakulär, um hartgesottene Horrorfans vollends zufrieden zu stellen. Dennoch besitzt diese an sich recht gewöhnliche Geistergeschichte viele wirklich echte, erinnerungswürdige Barker-Momente, die etwa THE MIDNIGHT MEAT TRAIN größtenteils vermissen lässt, und ihn durchaus sehenswert machen, wenn man nicht gerade „die Zukunft des Horrors“ erwartet.

Seit September als Verleih-DVD erschienen, die Kauf-Version folgt erst Mitte Oktober. Mit DREAD ist inzwischen eine weitere Barker-Story abgefilmt worden (aus „Das zweite Buch des Blutes“), die bisher sehr positive Kritiken bekommen hat.

Man darf gespannt sein.