BLOOD DINER eröffnet auf dem Label Epix eine Reihe namens „Twilight Classics“, in der auch noch WAXWORK und SUNDOWN (siehe unten) erschienen sind. Ansonsten erwartet uns da in Zukunft eher mittelmäßiges, wie THE UNHOLY oder der Cyberspace-Thriller NIRVANA mit Christopher Lambert, der auch von der technischen Umsetzung her enttäuscht und nur deutschen Ton sowie ein matschiges 4:3-Bild zu bieten hat.
Oder direkt üble „Bottom of the barrel“-Erzeugnisse wie CONVICT 762, SPOILER und C.H.U.D. II - BUD THE CHUD. Für Wall Of Voodoo-Fans dürfte C.H.U.D. II allerdings von gewissem Interesse sein, hatte doch deren zweiter Sänger Andy Prieboy in Erwartung eines fetten Schecks die Musik für diesen Horror-Schrott gemacht, wobei das folgende Zitat von ihm recht aussagekräftig sein dürfte: „I worked harder on the handful of porno films I ‚scored‘.“ Auch Jackie Kongs BLOOD DINER ist kein wirklicher cineastischer Leckerbissen, dennoch handelt es sich dabei um das Highlight in der ansonsten recht mauen Karriere dieser Dame.
Ursprünglich war BLOOD DINER sogar mal als Sequel zu Herschell Gordon Lewis’ Splatter-Kultfilm BLOOD FEAST gedacht, entwickelte sich dann aber sehr schnell zu einer eigenständigen Horror-Parodie, die man rückblickend aber durchaus als Hommage an diesen Pionier des schlechten Geschmacks ansehen kann, zumal es auch reichlich Verweise auf diesen Film gibt.
Und so schafft schon gleich der Anfang die Verbindung zu BLOOD FEAST, als die Polizei den blutigen Amoklauf des komplett verrückt gewordenen Ägypters Anwar vor dem Haus seiner Enkel Michael und George stoppt.
Einige Jahre später haben die beiden dann ein vegetarisches Restaurant eröffnet und führen dort die schöne Tradition ihres Onkels fort (der inzwischen im Einmachglas als Gehirn mit Augen die Enkel herumkommandiert) und wollen die ägyptische Göttin Sheetar zum Leben erwecken, was in einer exzessiven blutigen Zeremonie inklusive Jungfrauenopferung gipfelt.
Dazu benötigt man allerdings zuerst noch bestimmte Leichenteile, die es zu besorgen gilt, während die anfallenden Reste den begeisternden Fans vegetarischen Essens zugeführt werden, ein amüsanter Seitenhieb auf allzu unreflektierte vegetarische Lebensweise als Folge modischer Lifestyle-Trends.
Dabei darf man sich nichts vormachen, BLOOD DINER ist übelster, geschmacklosester Trash, bei dem jede Menge Zuschauer die Flucht ergreifen werden, doch auch in diesem Bereich gibt es kleine Perlen, zu denen Kongs Film definitiv gehört.
Die Effekte sind selbst bei Troma kaum mieser, aber die durchgängige Unernsthaftigkeit und Überdrehtheit des Ganzen sichert BLOOD DINER in diesem Bereich einen der obersten Listenplätze. Es fällt wirklich schwer, seinem völlig beknackten Charme, den auch die deutsche Synchro nicht beschädigen kann, nicht zu erliegen.
Auf VHS war BLOOD DINER bisher immer nur in einer um sechs Minuten Splatter massakrierten Fassung erhältlich (ein Adolf Hitler-Lookalike flog ebenfalls raus). Von Dragon gab es dann hinsichtlich der FSK-Freigabe nur eine halblegale, aber dafür ungeschnittene DVD in recht guter Qualität, und jetzt plötzlich erscheint eine vollständige, offizielle „ab 16“-DVD, die damit in jedem Kaufhaus offen erhältlich ist – verstehe das, wer will.
Besitzer der Dragon-DVD müssen sich zwar nicht unbedingt um ein Update bemühen, zumal die ein schöneres Cover hatte, denn die Ausstattung hier ist ähnlich mager, auch wenn das Bild etwas verbessert wurde.
Auf jeden Fall schön, dass man das in Deutschland noch erleben darf. Inzwischen ist ja sogar ein jahrelang indizierter Film wie John Carpenters THE THING ungeschnitten „ab 16“ erhältlich.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Thomas Kerpen