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BLKLSTRS

Fantastic Man

Ganz ehrlich, ich gebe nichts auf musikalische Innovation. Auf irgendwelchen tagesaktuellen Pop-Schrott, der ja ach so toll R&B und Hardcore und Rap vermischt und Grime und wie der ganze Mist alles heißt. Das ist wie Mode, wie die neuesten Sneaker von Verlierermarken wie Nike, das Shoppen bei Primark. Ein verkrampftes Hinterherjagen nach Trends, ein kompetitives Denken, das mich anwidert. Ich bin bei Musik wie bei Kleidung eher konservativ und damit nachhaltig. Was gut ist, funktioniert und hält jahrelang. Und warum ich dieses Lamento anstimme? Weil BLKLSTRS, 2008 im britischen Leeds gegründet, eine solch konservative Band sind. Wenn doch einst von BIG BLACK, THE JESUS LIZARD beziehungsweise SCRATCH ACID und Co. (auch MCLUSKY, falls sich noch jemand an die erinnert) bereits die idealtypische Version von Noiserock erfunden wurde, warum nicht einfach diesen Sound weiter perfektionieren? Kein Grund, tagesaktuell irgendwelchen kontemporären Mist einzubauen, sondern einfach neun schwerfällig walzende, verzweifelte Fakir-Nummern raushauen, die sich anfühlen wie ein wohltuender Spaziergang auf rotglühender Holzkohle mit ein paar Nägeln und Glasscherben dazwischen. 2009 kam eine erste 7“, 2012 das titellose Album, 2015 der Nachfolger „Adult“ und nun „Fantastic Man“. Ihr Sound ist roh, radikal und schnörkellos, wie aus ungehobelten Brettern gezimmert – rustikal, aber stabil. Billy Mason Wood hat eine Stimme, die zwischen übersteuert, nölig und verzweifelt changiert, teils ist es eher ein monotones Rufen, dazu wummert der Bass und geht direkt in die Magengrube, das Schlagzeug ist eher hallig und transparent, und die Gitarre setzt ein wie der Schlagbohrer in der Nachbarwohnung, wenn sich der Trottel über dir ausgerechnet den Samstag für Renovierungsarbeiten ausgesucht hat, an dem du wegen einer gewissen alkoholbedingten Unpässlichkeit eher sensibel auf solche Geräusche reagierst. Ein Album ohne störende Überraschungen, das man dafür aber auch einfach ein paar mal am Stück hören kann.