Selten hatte eine Band einen passenderen Namen: BL’AST! (mit Ausrufezeichen) hießen, wie sie klangen, ihre Musik war ein minimalst verzögerter, nur leicht kontrollierter Ausbruch. 1982 in Santa Cruz gegründet, veröffentlichten sie 1985/86 mit „The Power Of Expression“ (in den Neunzigern nannte sich ihnen zu Ehren mal eine deutsche Band so) ihr erstes Album (erst auf Green World/Wishingwell, dann auf SST Records, auch eine Europaversion auf Roadrunner gab es), es folgten (ebenfalls auf SST) „It’s In My Blood“ (1987) und „Take The Manic Ride“ (1989), die all jene Menschen trösteten, die mit dem gniedeligen Spätwerk der 1986er BLACK FLAG fremdelten und ihren Hardcore gerne maximalst intensiv hatten, bei gleichzeitiger hoher Komplexität.
1990/91 lösten sich BL’AST! auf, nachdem Frontmann Clifford Dinsmore (Interview in Ox #106) die Band verlassen hatte und Gitarrist Mike Neider nur noch kurz unter dem alten Namen weitermachte.
Eine Reunion 2001 war nur von kurzer Dauer. Nachdem auf Southern Lord 2013 mit „Blood!“ eine von Dave Grohl aufpolierte Zusammenstellung von „lost songs“ veröffentlicht worden war, hat sich Greg Anderson, Oberarchivar von Southern Lord, nun an die Aufbereitung des legendären „The Power Of Expression“-Albums gemacht, die an Nerdtum grenzt.
Wie der Fachmann schnell erkannt hat, ist der Titel abgewandelt, „The Expression Of Power“ statt „The Power Of Expression“. Und es handelt sich in der Tat nicht um einen Rerelease des Allbums sondern um die Zusammenstellung von 33 (bei der CD 25) Songs aus der Preproduction-Phase: auf LP1 findet sich die „Fane session 3rd recording of the album“, auf LP2 „track session 2nd recording of the album“, und auf LP3 „Fane session 1st recording of the album“.
Das bedeutet: es gibt die Album-Songs doppelt und dreifach, in verschiedener Version (jedoch nie in schäbiger Demo-Qualität). Das Label schreibt dazu: „BL’AST! recorded their debut several times before finally emerging from the studio with their cult classic masterpiece ,The Power Of Expression‘.
For the first time ever, an alternate version (the Track sessions) of this album is officially available.“ Es handelt sich also nicht um die Aufnahmen des Original-Albums, und so beeindruckend das Gebotene auch ist: es ist Fan-Material, als Neueinsteiger sollte man sich vielleicht erstmal um ein Exemplar des Original-Albums kümmern, was preislich, aber im Falle der LP, keine Ersparnis darstellen dürfte ...
Die Aufmachung der Triple-LP lässt keine Wünsche offen, im dicken Klappcover stecken zwei der drei LPs, die dritte liegt so dabei, und Enttäuschung kommt nur beim Betrachten des Booklets auf: jede Menge Fotos, aber keinerlei Begleitworte zum Hintergrund der Aufnahmen.
Das hätte nun aber echt drin sein müssen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #124 Februar/März 2016 und Guntram Pintgen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #113 April/Mai 2014 und Joachim Hiller