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BLANKETS

Craig Thompson

„Blankets“ erzählt die autobiografisch eingefärbte Geschichte von Craig Thompsons Aufwachsen in einer zutiefst provinziellen Kleinstadt in Wisconsin im Mittleren Westen der USA. Im Mittelpunkt steht dabei neben der Aufarbeitung erfahrener Misshandlungen und seiner ersten großen Liebe auch die alternative Szene der USA in den frühen Neunziger Jahren. In seiner Provinzheimat bis auf ihn selbst kaum vorhanden, auf seiner ersten Entdeckungsreise in andere Gegenden omnipräsent. Für europäische Leser sehr gewöhnungsbedürftig ist dabei der Blickwinkel des Ganzen: Denn Thompson wurde strenggläubig christlich erzogen und schreibt auch aus dieser Perspektive. Zwar geht es in diesem Band ganz zentral um den Auslöser für seine Abwendung vom Glauben, gefühlt endlose Darstellungen von Bibelstudien (die damals einen zentralen Fixpunkt in Thompsons Leben bildeten) und -zitaten vom Hohelied Salomos bis hin zum Buch Ekklesiastes erschweren die Lesbarkeit allerdings auch für halbwegs bibelfeste Ungläubige. „Ich besprach das schwierige Thema mit meinem Pastor.“ Hm. Hilfreich ist es in diesem Zusammenhang, das von Kunsthistoriker und Publizist Alexander Braun geführte Interview mit Thompson am Ende des Buchs vor der Lektüre der eigentlichen Geschichte zu lesen, da hier Hintergrundinformationen geliefert werden, die das Vorgehen des Autors erklären. Besagtes Interview ist auch ein Teil der Erweiterungen, die Reprodukt anlässlich des zwanzigjährigen Erscheinungsjubiläums in die Neuauflage dieses Klassikers packt, der 2004 in mehreren Kategorien mit einigen schwergewichtigen US-Comicpreisen ausgezeichnet wurde (Harvey-, Eisner- und Ignatz-Award) und für den internationalen Durchbruch des Autors sorgte.