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BLACK HEART FADES BLUE

Jerry A. Lang

1980 gründete Jerry Lang in Portland, Oregon POISON IDEA, da war er noch keine 18. Über die Jahre wurde die Band mit dem immer wechselnden Line-up, in dem neben Sänger Jerry A alleine Gitarrist Tom „Pig Champion“ Roberts (starb 2006) eine Konstante darstellte, zu einer der kultigsten US-Punkbands – Kurt Cobain hatte einen PI-Sticker auf seiner Gitarre. „Feel the Darkness“ von 1990 ist ihr unerreichtes Meisterwerk. Bis 1993 blieb die Band aktiv, von 1998 bis 2017 und 2018/2019 gab es eine Reunion, dann war endgültig(?) Schluss. Mit seiner drei Bände umfassenden Autobiographie (es hätte gerne auch ein dickes Buch werden dürfen ...) hat Jerry Lang mit der Hilfe von George P. Lewis nun sowas wie eine Lebensbeichte abgelegt. Die Autobiographie ist bisweilen schwer zu ertragen, nicht wegen des eher lockeren Plaudertons, sondern wegen des brutalen Inhalts. In einer krass dysfunktionalen Familie aufgewachsen und als Kind missbraucht, startete Jerry eine frühe Drogenkarriere. Was er von seinem Leben in Portland und der ersten Phase von POISON IDEA erzählt, verschlägt einem die Sprache. Keine Ahnung, ob wir die Band damals und später so abgefeiert hätten, hätten wir als brave deutsche Mittelstandspunks geahnt, wie krass und brutal der Drogenmissbrauch war, wie kaputt Jerry und Tom waren – letzterer finanzierte die ersten Platten der Band als Koksdealer. Jerry beschönigt nichts, er räumt brutal auf mit und in seinem Leben, und wenn man sich seine Facebook-Posts der jüngen Vergangenheit mal anschaut, ahnt man, dass er diese Autobiographie nur schreiben konnte, weil er endlich mit sich im Reinen ist. Extrem spannend, auch wegen der Ausführungen zum musikalischen Kontext von PI und ihren Zeitgenossen.