BIG BANG LOVE, JUVENILE A

Takashi Miike entwickelt sich leider immer mehr von einem der großen Hoffnungsträger des japanischen Kinos zu einem ermüdenden Kunstfilmer, dem offenbar die Resonanz auf seine Werke im Ausland zu Kopfe gestiegen, der allerdings auch Genre-Kino verlernt hat, wie man das an seinem „Masters of Horror“-Beitrag IMPRINT sehen konnte.

BIG BANG LOVE, JUVENILE A ist einer seiner letzten Filme und wird wie auch schon IZO und das „Theaterstück“ DEMON POND von Rapid Eye Movies veröffentlicht, und hat mit diesen beiden Werken sicher mehr gemein als mit ICHI THE KILLER oder AUDITION.

Ein stilisierter Knastfilm, der zwischen verschiedenen Handlungs- und Erzählebenen hin- und her springt und sich nicht wirklich einordnen lässt. Darin geht es um das homoerotische Verhältnis zweier Häftlinge und den mysteriösen Tod des Einen von beiden, ein überwiegend stilles Schwulendrama, angesiedelt in einer minimalistischen bühnenhaften Szenerie à la DOGVILLE, ergänzt durch computergenerierte Außenlandschaften und einige weniger artifiziell wirkende Rückblenden.

Zwischen der unterkühlten, brutalen Atmosphäre eines GHOSTS OF THE CIVIL DEAD und der Poesie von Nagisa Oshimas GOHATTO (an den man unweigerlich durch die Anwesenheit des androgyn wirkenden Hauptdarstellers Ryuhei Matsuda denken muss, der dort ebenfalls zum Objekt männlicher Begierde wurde) entwickelt sich ein durchaus faszinierender Film, der aber Leute enttäuschen wird, die Miike bisher vor allem als Sex & Gewalt-Zampanò wahrgenommen haben.

Denn BIG BANG LOVE, JUVENILE A ist ein fantasievoll umgesetztes kunsthandwerkliches Mysterium, ein kryptischer Diskurs über Leben und Tod mit symbolschwangeren Bildkompositionen, und dementsprechend eine etwas zähe, labyrinthisch konstruierte Angelegenheit, die auf jeglichen Unterhaltungsanspruch verzichtet.

Und vielleicht hätte dem Film etwas mehr Zugänglichkeit ganz gut getan, denn so wird er einen Großteil seines potentiellen Publikums eher verschrecken, was nichts an seinen grundsätzlichen Qualitäten ändert.