BEZIMENA

Nina Bunjevac

Heftige Kost ist Nina Bunjevacs („Fatherland“) großformatiges, in ganzseitigen, kupferstichartig gepunktet und schraffierten Bildern gehaltenes Epos „Bezimena“ (übersetzt: Namenlose). In Anspielung auf den griechischen Mythos von dem Jäger Siproites, der von der Jagdgöttin Artemis in eine Frau verwandelt wird, nachdem er sie beim Baden beobachtet hat, beginnt und endet das Buch mit der Verwandlung eines Menschen. Eigentliches Thema aber ist sexualisierte Gewalt, geschildert aus der Perspektive des männlichen Täters, der sich seiner Schuld während und auch unmittelbar nach seinen Taten in keiner Form bewusst ist und erst nach der Vorführung der Außenwahrnehmung seines Handelns sein eigenes Agieren begreift. Nina Bunjevacs Motivation für die Wahl dieses Motivs erschließt sich erst aus der Lektüre des Nachworts, in dem sie von ihren eigenen Missbrauchserfahrungen berichtet und dieses Buch als Form der Aufarbeitung ihres Traumas „all den namenlosen Opfern sexualisierter Gewalt“ widmet. Ein düsterer Blick auf die sich stetig wiederholenden Grausamkeiten, die menschliche Triebe auslösen können, wenn sie nicht systematisch aufgearbeitet werden.