Lange Zeit hatte es berechtigte Zweifel daran gegeben, ob Jason Lutes seine hochgelobte Serie über Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik fertigstellen würde. Jetzt, 23 Jahre nach dem ersten Kapitel, ist tatsächlich der Abschlussband erschienen.
Und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Lutes zeichnet ein nüchternes, klares Bild von Berlin, voll mit Details, die eine dichte Atmosphäre schaffen und einen eintauchen lassen in eine Stadt, die unaufhaltsam auf den Faschismus zusteuert.
Obwohl man „Berlin“ auf Grund der präzisen Recherche des Autors auch als Sachbuch in die Hand nehmen könnte, sind hier doch die komplexen Charaktere zentral, deren Wege sich auf der Suche nach sexueller Identität, politischem Widerstand und familiärer Sicherheit immer wieder kreuzen.
Die historische Entwicklung ist bekannt, aber es gelingt, alle Handlungsstränge zu einem rund wirkenden Ende zu bringen, das ohne krampfhafte Wohlfühlmomente auskommt und genau die richtige Portion bitteren Beigeschmacks beinhaltet.
Ein großartiger Comic und Abschluss dieses Projekts, das leider mehr Parallelen zu Deutschland 2018 aufweist, als einem lieb sein kann.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Malte Möhring