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BENEDETTA

Das waren noch Zeiten, als der inzwischen 83-jährige niederländische Regisseur Paul Verhoeven zuerst in seiner Heimat und später dann in Hollywood mit seiner vermeintlich vulgären und selbstzweckhaften Zurschaustellung von Sex und Gewalt in Filmen wie „Basic Instinct“ oder „Spetters“ die Grenzen der politischen Unkorrektheit austestete. Nach seinen frustrierenden Erfahrungen mit „Hollow Man“ von 2000 hatte Verhoeven dann aber die Schnauze voll von Hollywood, kehrte in seine Heimat zurück und drehte dort sechs Jahre später den exzellenten, fast feministischen Film „Black Book“ über ein Frauenschicksal während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden. Weniger gelungen war dann zehn Jahre später sein auf Tiefgründigkeit getrimmter Rape-and-Revenge-Film „Elle“. Jetzt hat sich Verhoeven in hohem Alter doch noch mal für „Benedetta“ dem Stress eines Filmdrehs ausgesetzt und ist damit quasi zu seinen provokanten Ursprüngen als Regisseur zurückgekehrt. Denn „Benedetta“ wirkt wie eine auf Hochglanz-Version der fragwürdigen Nunsploitation-Filme der 70er Jahre über fehlgeleitete, geschändete oder sexuell abartige Ordensschwestern. Die Grundlage für „Benedetta“ lieferte Judith Cora Browns Biografie über die von Visionen heimgesuchte italienische Nonne Benedetta Carlini, die im 17. Jahrhundert wegen eines lesbischen Verhältnisses im Kerker landete und dort starb. Der Wahrheitsgehalt von Verhoevens Film sei mal dahingestellt, auf jeden Fall bot ihm das Thema die Möglichkeit, zahlreiche explizite lesbische Sexszenen zu inszenieren. Ansonsten bleibt sein als Kritik an der Institution Kirche getarnter modernisierter Ausflug in die Welt der Sexploitation eine ziemlich oberflächliche Angelegenheit, nicht zuletzt wegen der emotionslosen darstellerischen Leistung der etwas zu attraktiven Belgierin Virginie Efira in der Hauptrolle als Benedetta.