BELLE & SEBASTIAN haben ein neues Album gemacht und sind jetzt bei Rough Trade gelandet, nachdem ihr altes Label pleite gegangen ist. Man kann sich natürlich darüber streiten, wie toll ihr "Storytelling"-Soundtrack oder das letzte Studioalbum "Fold Your Hands Child, You Walk Like a Peasant" gewesen sind, auf jeden Fall haben die Schotten noch nie eine wirklich schlechte Platte gemacht.
Bei "Dear Catastrophe Waitress" ist man allerdings erst mal leicht irritiert, denn man holte sich als Produzenten Trevor Horn ins Studio, der Mann, dem wir ABC, FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD und die beiden Libido-fixierten Russen-Lolitas TATU zu verdanken haben.
Ja, ist jetzt der Größenwahn ausgebrochen oder was?! "Dear Catastrophe Waitress" ist jedenfalls ihr am perfektesten produziertes Album, kurz an der Schwelle, arg glatt und synthetisch zu klingen.
Wenn Perfektionismus automatisch gut bedeuten soll, muss ich vehement widersprechen, denn im Fall von BELLE & SEBASTIAN ist das eher mal ein Charme-Killer. Dieser Charme ist natürlich immer noch vorhanden, aber BELLE & SEBASTIAN haben mit dieser Platte eindeutig ihre Unschuld verloren, Killer-Songs wie auf "The Boy With the Arab Strap", "Tigermilk" und "If You're Feeling Sinister" sind zwar teilweise noch vorhanden, zum Beispiel "I'm a cuckoo", "If You Find Yourself Caught in Love" oder "Wrapped Up In Books", sind aber gerade was die Instrumentierung angeht deutlich massentauglich aufgepeppt.
Immer noch eine schöne, niveauvolle Pop-Platte, streckenweise vielleicht etwas langweilig, aber nicht mehr so richtig die Band, an die ich damals mein Herz verloren habe, auch wenn bestimmte charakteristische Elemente immer noch vorhanden sind.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und Thomas Kerpen
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