BEIJING PUNK

Der Novelty-Faktor einer Doku über Punks und Skins in China, genauer gesagt in Peking, ist lange schon nicht mehr gegeben, Bands wie GUM BLEED oder MISANDAO kennt man von Touren in Europa, und „Beijing Punk“ ist auch nicht der erste Film über den Underground der Mega-Metropole, siehe etwa „Beijing Bubbles“ von 2005.

Der Australier Shaun M. Jefford filmte seine Doku im Vorfeld der olympischen Spiele 2008, 2010 lief sie auf Festivals, 2011 dann die Fertigstellung. Man hat das Gefühl, dass im Detail vieles, was hier berichtet wird, mittlerweile von den Entwicklungen einer schnelllebigen Megalopolis überholt wurde, doch was der charismatische Frontmann von MISANDAO in sehr gutem Englisch über die Widrigkeiten erzählt, die das Leben als Skinhead in China so mit sich bringt, ist interessant: der ursprüngliche Punk-Spirit, das Maul aufzureißen fast ohne Rücksicht auf die Sanktionen seitens der Obrigkeit, ist beeindruckend und – man entschuldige den Pathos – macht einem erst wieder bewusst, welche Freiheiten wir hier im Westen zu Recht als selbstverständlich ansehen.

DEMERIT, die zweite von drei porträtierten Bands, ist eher „unpolitisch“ im Sinne von Pop-Punk, sie wollen einfach unbelästigt von staatlichen Organen ihre Musik machen und wirken im Gegensatz zu MISANDAO nicht rebellisch wütend, sondern frustriert.

Dennoch, Punk ist für alle Interviewten, auch den US-Amerikaner Michael Pettis, der den Club D-22 in Peking initiierte, alles andere als „nur“ eine Mode, sondern ein mit Überzeugung umgesetzter Lebensentwurf.

Das ist dann auch die universelle Botschaft des Films: Menschen sind überall gleich, viele Chinesen wissen genau, was in ihrem Land läuft und schiefgeht, und hoffen auf ein selbstbestimmtes Leben jenseits der Kontrolle durch korrupte, autoritäre Politiker.