Mein Grundproblem mit One-Man-(oder in diesem Fall One-Woman-)Bands besteht darin, dass ich einem bis auf die Knochen ausgemergelten Songgerippe nur wenig abgewinnen kann. Ich brauche Songs mit Fleisch, sozusagen als Geschmacksträger tierische Fette, mit liebevoll eingewobenen Details ausschmückt, und davon ist bei Beckys kargen Psycho-Blues-Songs viel zu wenig dran.
Ob es musikalisch-technisches Unvermögen oder schlichte Ideenlosigkeit ist, die den monotonen Songs den Charme nimmt, vermag ich nicht zu beurteilen. Becky nölt sich mit unterkühlter Stimme und dem Timbre der frühen Siouxsie Sioux durch eine knappe Dreiviertelstunde voll deprimierender Drogensongs, und dann plötzlich ist es geschehen, die Songs lullen den Hörer doch noch ein, und die Platte lädt zum häufigen Wiederhören ein.
Das kann doch nur Fern-Hypnose sein ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Gereon Helmer