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BASIC INSTINCT

Während „Basic Instinct“, der dritte Hollywoodfilm des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven, in den Staaten einer der Skandalfilme der 90er Jahre war und Homosexuelle wie Feminist:innen auf die Barrikaden trieb – es dauerte Jahre, bis man dort die Unrated-Fassung zu Gesicht bekam –, war er in Deutschland schon immer ungeschnitten „ab 16“ freigegeben. Halt so ein Erotikthriller, in dem die Hauptdarstellerin ohne Höschen in einer Szene die Beine übereinander schlug und in dem man den nackten Hintern von Michael Douglas sah. So what? Die US-amerikanische Kunst- und Kulturhistorikerin Camille Paglia, deren Thesen zu Populärkultur und Feminismus nicht ganz unumstritten sind, und die auch einen Audiokommentar für den Film aufnahm, sprach schon damals hinsichtlich Sharon Stones Darstellung der unmoralischen Kriminalromanautorin Catherine Tramell von einer der größten Frauenrollen der Filmgeschichte. Auch andere Kritiker:innen sahen darin einen Film, der mehr für Female Empowerment getan hat als jede feministische Kundgebung. Insofern ist es extrem spannend, sich diesen provokanten Thriller noch mal mit einem zeitlichen Abstand von knapp 30 Jahren anzusehen und ihn am aktuellen Zeitgeist zu messen. Denn wer ist diese Catherine Tramell eigentlich genau: eine selbstbestimmte, finanziell unabhängige Frau, die sich nimmt, was sie will, und dadurch zur Bedrohung für die Männerwelt wird, oder tatsächlich eine gestörte, skrupellose Mörderin mit Faible für Eispickel, die ihre Opfer beim Sex umbringt? Inwiefern diese Rolle der Femme fatale, die Stone zum Sexsymbol machte, für sie gleichermaßen Fluch und Segen war, erzählt sie in „Basic Instinct: Sex, Death & Stone“, einem neuen Featurette im Bonusteil der wirklich exzellent restaurierten aktuellen 4K-Wiederveröffentlichung dieses Klassikers.