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BACKFIRE – EINE MUTTER SIEHT ROT

Es heißt ja, in Frankreich sei das Kino erfunden worden und das Land sei immer noch eine Hochburg der siebten Kunst, auch weil man es dort immer besser als woanders verstand, auf dem schmalen Grat zwischen Unterhaltung und Ernst zu wandeln. Schaut man sich die französischen Filmproduktionen der 80er Jahre an, für die man exemplarisch Bébels Engagements in dieser Zeit nehmen kann, fand auch dort eine inhaltliche wie inszenatorische Verrohung statt. Nicht umsonst trägt Alain Bonnots Film „Backfire“ („Liste noire“, also „Schwarze Liste“, während „Backfire“ einen Fehlschlag bezeichnet) den Zusatz „Eine Mutter sieht rot“, um auf „Ein Mann sieht rot“ von 1974 mit Charles Bronson Bezug zu nehmen, der die Blaupause für eine bestimmte populäre Selbstjustizthematik lieferte. Ähnlich wie Bébel gehörte auch Annie Girardot zu den großen Namen des französischen Kinos und spielt in „Backfire“ eine Mutter, die mit der Tatsache konfrontiert wird, dass ihre Tochter Nathalie, zu der sie schon länger keinen Kontakt mehr hatte, in die falschen Kreise geraten ist. Denn zusammen mit ihren zwielichtigen Freunden soll Nathalie einen Banküberfall durchführen, der aber nur dazu dient, die Polizei von einem noch viel größeren Coup der Drahtzieher des Ganzen abzulenken. Der Tochter und ihren Freunden gelingt zwar die Flucht, sie wird aber angeschossen und stirbt schließlich in den Armen ihrer Mutter, die daraufhin zum Racheengel mutiert, und sogar dabei Hilfe von einem in diesem Fall ermittelnden Kommissar bekommt. „Backfire“ erinnert dabei sowohl an „Ein Mann sieht rot“ als auch an Truffauts „Die Braut trug schwarz“, ergeht sich aber nicht nur in blutigen Gewalttätigkeiten, sondern versucht auch, die emotionale und moralische Dimension des solide inszenierten, actionreichen und mit origineller Story versehenen Kriminalfilms zu vermitteln.