„If everything is loud, nothing is loud. If everything has reverb, nothing has reverb. If everything is wide, nothing is wide.“ Diese verrätselte Kritik hat Taylor Deupree, der die Verantwortung für das Mastering von „Requiem For A Dying Animal“ hatte, geäußert, um aufzuzeigen, dass es mehr bedarf, um eine Aufnahme mit einem außerordentlichen Klang zu versehen. Das Statement suggeriert, dass man das Formvollendete nicht durch den Rückgriff auf das Immergleiche erreicht; gerade im Bereich Ambient, der aufgrund des Mangels an musikalischer Variation auf eine bestechende klangliche Nachbearbeitung angewiesen ist. Das zweite Album von AWARE ist so wohlklingend und ausgewogen produziert, dass man beim Zuhören den Eindruck gewinnt, inmitten der Musik und der Sounds zu stehen, eingebettet in zarten Ambient, der bei aller Fragilität seine Schönheit ungefiltert preisgibt. Auf dem Debüt „The Book Of Wind“ schließen die Stücke in drei bis fünf Minuten ab und werden als eine Sammlung kurzer Essays verstanden, die ihr Ziel nie erreichen und im Nichts verschwinden. Im Gegensatz dazu besteht „Requiem For A Dying Animal“ aus vier langen Kompositionen, die ätherisch und entrückt und dennoch von einer formbewussten Klarheit beseelt sind. Der Katalog von Glacial Movements ist beispiellos und von einer Stilsicherheit durchdrungen, an die vielleicht noch Lawrence Englishs Room40-Label heranreicht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #170 Oktober/November 2023 und Henrik Beeke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Henrik Beeke