AUTOREVERSE

Kai Thomas Geiger

Ein sprachlich einfach gehaltener Roman über einen kleinen Kuttenträger-Freundeskreis aus der Region südlich von Stuttgart, der imZeitraum von 1979 bis ca. 1984 spielen soll. Erste Konzerte, viel AC/DC, Jugendhäuser, Alkohol und Mopeds – eigentlich guter Stoff für ein spannendes Buch.

Eigentlich! Abgesehen davon, dassrecht wenig Spannendes passiert, funktioniert das Buch nur dann, wenn man sich um den zeitlichen Rahmen einen Dreck schert. Keine Ahnung haben geht auch. Wer allerdings aus derselbenGegend (mein Schicksal) wie der Autor stammt oder nicht ganz verblödet ist, der wird sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass hier jemand eine Jugend verklärt, bei der er damals nur zugerne dabei gewesen wäre, aber leider zu dämlich für eine richtige Recherche war, damit es keiner merkt.

Die Fehler sind so offen wie eklatant und ziehen sich durch das gesamte Buch. Beispiele? 1979: „Dirty Deeds“ mit „Hometaping is killing music“-Aufkleber? Hat meine LP nicht, weil dieKampagne erst 1980 mit Verbreitung des Walkmans startete.

Mit der im selben Jahr gekauften Stereoanlage wäre jeder seiner Zeit weit voraus gewesen (Baujahr ’82, ’87 und ’88). Mopeds?Siehe Stereoanlage. Die Rockfabrik (Eröffnung November ’83) wird als übergangslose Alternative zur ’82 geschlossenen Mausefalle präsentiert und gleich mal liebevoll „RoFa“ genannt, was beijedem alten Hasen Würgereize auslösen muss.

RoFa? Vielleicht in den Neunzigern, denn wer’s kurz wollte, sagte „Bison“ (nach dem damaligen Halfzwaresponsor). Und dahinter gleich das„Kaufland“, das es nicht vor 1991 gab. Schlimm für alle, die damals wirklich dabei waren, oder einfach nur unerträglich! So grausam recherchiert wie ein Landser-Roman, der 1945 in der Hölle von Stalingrad spielt.