Tony Fletcher hatte im überlangen Vorwort seiner THE SMITHS-Biografie „A Light That Never Goes Out“ gerade die x-te Erklärung abgeliefert, weshalb nun gerade dieses Buch elementar sei, obschon nur die Hälfte des Quartetts für Interviews zur Verfügung stehen wollte – um kurz darauf zu verkünden, dass Sänger Morrissey bald seine Autobiografie veröffentliche.
Wozu also noch Zeit für den 700-Seiten-Wälzer aufwenden?! Morrisseys 450-seitige Bio verzichtet auf einen Abriss der Vergangenheit Manchesters (wo Fletchers Buch hingegen tolle Arbeit leistet!) – ein paar Worte zur Familiengeschichte werden jedoch in seine frühen Memoiren eingeflochten.
Und wie sich diese Erinnerungen an Kindheit und Jugendjahre lesen! Als würde man einem dieser THE SMITHS-Songs lauschen. Diese Wort, diese Sprache... man stelle sich bloß Morrisseys Erzählstimme dazu vor.
Es folgen die Ausführungen zur Gründung von THE SMITHS, zu Aufstieg und Fall. Wer der Band jemals im Weg stand oder sie nicht genügend unterstützt hat, wird schonungslos an den Pranger gestellt.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Gerichtsverfahren bezüglich der Tantiemen Mitte der Neunziger: Quälende Seiten lang werden Verfahren und Urteil wiedergegeben und zerpflückt – Infos zum musikalischen Output jener Zeit müssen in Simon Goddards „Mozipedia“-Bibel zusammengesucht werden.
Auf den verbleibenden Seiten beschreibt Morrissey die Hochachtung, welche ihm heute, als Solokünstler, entgegengebracht wird und erklärt immer wieder, dass er eine THE SMITHS-Reunion ausschliesst.
Fazit: Morrisseys Autobiografie beginnt Penguin Classics-würdig, bald dominiert jedoch Verbitterung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Benedikt "Lepra" Gfeller