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ATOM ATOM

Licht aus

Huch, ist schon wieder 1985? ATOM ATOM aus Hamburg, die 2019 das „Sicker“-Mini-Album als Tape veröffentlicht hatten und deren Debütalbum „Licht aus“ nun erscheint, könnte man auch auf einen gefaketen Konzertflyer mit INFERNO und BLUTTAT mogeln und was von „vergessene Bandlegende“ erzählen. Zumindest musikalisch klingt es so, als sei hier die Zeit um fast vier Jahrzehnte zurückgedreht worden. Aggressiver In-die-Fresse-Hardcore-Punk in klassischer Dreierbesetzung mit Gitarrist Ros, Drummer Mike und Bassistin Kante, wobei die und Ros sich den Gesangspart teilen. Sehr schnörkellos und direkt, fast schon reduziert, aber dafür mit hoher Durchschlagskraft – HAMMERHEAD hatten früher auch mal dieses Unmittelbare, Brutale. Spätestens beim Blick in die Texte allerdings wird die Aktualität sichtbar, etwa bei „Tourismus Elite“ und „Macker-Fukker“, die beide schon auf dem Demo waren und direkte Bezüge haben – „Macker-Fukker“ nahm sogar schon die ganz aktuellen Diskussionen zu männlichen Verhaltensweisen in der Punk-Szene vorweg. In diesem Kontext finde ich das Fast Fashion kritisierende „Lumpenpuppe“ aber dann doch etwas unterkomplex. Gut gefällt mir die direkte Attitüde der Texte: In wenigen Worten viel gesagt, der Inhalt im Male/female-Wechselgesang wütend rausgebrüllt, siehe etwa „Kahlschlag“, „Alles gut“ oder „Bullen schützen Bullen“. Ganz schön rattatat, das alles. Es fehlt: der Text zum intensiven, langsam rockenden Rausschmeißer „K. G.“ („Keine Gnade“?). Kommt mit Textblatt und Download-Code.