Dieses Debüt dokumentiert ein Bandprojekt verdienter Musiker mittleren Alters aus Philadelphia und der South Jersey Area, die in dieser Zusammensetzung und mit diesen Liedern so gut wie gar nicht live zu sehen sein werden.
Umso mehr Respekt nötigt die für heutige Verhältnisse rückständige 80er-Jahre-Produktion ab: ARMALITE (die Waffenschmiede des M16-Sturmgewehrs) beschwören die alte Schule und tragen dem auch mit ihrem Klang Rechnung.
Musikalisch ist dieser Weg schwieriger nachzuvollziehen. Alle "Kenn-ich-dochs" und "Hab-ich-doch-schon-mal-gehörts" führen doch nur zu den aberwitzigsten Assoziationen. Am sichersten ist der Vergleich mit der musikalischen Vergangenheit der einzelnen Musiker und dem typischen D.C.-Sound, insbesondere mit Ian MacKayes Bands, obwohl "D.C.-Sound" heutzutage wahrscheinlich durch "Gainesville-Sound" zu ersetzen wäre.
Die vertrackten, unfertigen Lieder verweigern sich mit einfachen Mitteln zu schneller Eingängigkeit, so dass es noch lange Neues zu entdecken gibt, ohne vollkommen abgeschreckt zu werden.
Vier ernst zu nehmende Musiker und zwei Sänger sorgen dabei für unterschiedliche Stimmungen, musikalische und textliche Abwechslung, wobei die Texte ohne Erläuterungen unverständlich wären.
"Metastic!" richtet sich zum Beispiel gegen die Ausbeutung und Kontrolle durch Klatschtanten, während Bassist Dan Yemins "Unfinished business" das amerikanische Bildungssystem und den Leistungsdruck auf Oberschüler kritisiert.
Letzteres ergibt mit Atom Gorens "When nice people think dumb things, attack, and vote" einen interessanten Diskurs. Atom führt die Wahl George W. Bushs zum Präsidenten nämlich nicht auf Bosheit, sondern auf mangelnde Bildung zurück.
Im Hauptberuf Lehrer, steht er der Aussicht, mit Punkbands dagegen etwas ausrichten zu können eher ironisch gegenüber. Ich selbst glaube, nach achtzehnjähriger Schullaufbahn behaupten zu können, meinen Abschluss nur bekommen zu haben, weil ich meinem Philosophielehrer zustimmte, die Evolutionstheorie besage, dass die Giraffen sich die Hälse lang wachsen ließen, als sie nichts zu essen mehr fanden, und im Englischunterricht behauptete, ich wüsste nicht, was "honi soit qui mal y pense" bedeute.
ARMALITE fordern euch mit ihren widersprüchlichen Aussagen hingegen dazu auf, eine eigene Meinung zu bilden. Dem schließe ich mich an, außer wenn ihr im Unterricht sitzt. Dann solltet ihr im eigenen Interesse darauf verzichten.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Walmaul
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Joachim Hiller