ARAB ON RADAR

Queen Hygiene II / Rough Day At The Orifice CD

Nicht nur, dass ich mir generell abgewöhnen wollte, meinen Reviews Punktewertungen anzuhängen, bei dieser Band wäre eine solche auch gar nicht machbar. ARAB ON RADAR kann man nur vergöttern oder verreißen, ARAB ON RADAR polarisieren.

Ich habe das vor drei Jahren mal erlebt, als die kein Schwein kannte und ich ihnen im Rahmen ihrer ersten Europatour eine Show in Bischofswerda zusammen mit ein paar lokalen Bands organisierte.

Der gut gefüllte Saal leerte sich nach den ersten beiden Songs, und am Ende teilte sich das Publikum in ca. 40 Leute, die völlig abgingen, und 200 Leute, die am liebsten ihr Geld zurück bekommen hätten.

Aber genau das macht eine gute Band aus - sie ruft bei ihren Zuhörern klare Emotionen und Reaktionen hervor. Und ARAB ON RADAR haben das immer getan, nicht nur durch ihren halsbrecherischen Sound.

Bei diesen, ihren zwei (hier noch mal neu veröffentlichten) ersten Longplayern, arbeiten sie ja noch mit einem Basser, aber bei den späteren Skingraft-Scheiben hört man nur noch bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Gitarren, die mehr an einen Trennschleifer als an Instrumente erinnern.

Und dann dieser avantgardistische Gesang von Mr. Pottymouth, der unbeirrt mit schmerzlich beißender Stimme seine wilden sexuellen Phantasien skandiert. Was mich immer schon fasziniert hat, ist der spröde Charme, den dieser absolut eigenständige Sound versprüht, und welcher ohne Zweifel in der Rhythmik verborgen liegt.

Diese zugleich verdammt simplen und unglaublich präzisen Drumbeats, gespielt mit minimalsten Mitteln, sind so prägnant, dass sie trotz aller Unverständlichkeit des Gesamtwerkes unweigerlich ins Bein gehen.

Ein Rhythmus der betäubt und den Hörer sofort veranlasst, mit wilden, spastischen Verrenkungen zu reagieren - Droge pur, und wie gesagt, hier noch verstärkt durch monotone, groovende und verzerrte Bassläufe.

Ich bewundere die Band dafür, dass sie mit simpelsten Zutaten und einem Konzept, das eigentlich auf Krach basiert, so unglaublichen Groove erzeugen können. Abgefahrene Tanzmusik mit Unmengen an Sexappeal für offenherzige Zeitgenossen.

Noch kurz zu den Facts: "Queen Hygiene II" kam erstmals 1997 auf Heparin Records raus, und "Rough Day At The Orifice" erschien zwei Jahre später auf OpPopPopRecords, damals schon produziert von Weasel Walther (FLYING LUTTENBACHERS).

Justin Pearsons (THE LOCUST) Label ThreeOneG bringt nun diese beiden Frühwerke auf einer CD wieder raus, und das kommt nicht von ungefähr. Er liebt diese Band, wird auch nicht müde, sie immer dann zu erwähnen, wenn man ihn nach besonders prägenden Liveshows seines Lebens fragt.

Diese Veröffentlichung lag nahe, nachdem er letztens erst mit "The Stolen Singles" alle bislang schwer zu bekommenden 7"- und Compilationbeiträge der Band auf einer CD herausbrachte. Und dann gibts da ja auch die wundervolle Shape-Split-7" mit LOCUST.

Ach so, ARAB ON RADAR gibts nun schon seit einem Jahr nicht mehr, aber das Erbe übernahmen die CHINESE STARS (siehe Review), die nicht minder großartig sind! (41:31)