APOCALYPTO

Man kann über den Menschen Mel Gibson, ein konservativer Republikaner, Anhänger der Todesstrafe und „wiedergeborener“ Christ, der zuletzt in der Öffentlichkeit vor allem als rumpöbelnder Alkoholiker von sich Reden machen konnte, aber ebenso mit seinem exzessiven Jesus-Film THE PASSION OF THE CHRIST von 2004, denken, was man will, aber Gibson ist immer noch einer der Big Player in Hollywood und offenbar auch jemand mit echten Visionen als Regisseur.

Das konnte man bei THE PASSION OF THE CHRIST sehen, sicherlich eine der interessantesten Auseinandersetzungen mit diesem Thema, und auch bei seinem neusten Film APOCALYPTO – eine Art 1492: THE PREQUEL –, der klassisches Abenteuerkino in dieses Jahrtausend befördert.

Wie schon bei THE PASSION OF THE CHRIST erlaubt er sich den Gimmick, den Film nicht auf englisch zu drehen, sondern in diesem Fall komplett in einem nur untertitelten Maya-Akzent. Bevor ich den Film sehen konnte, wurde ich allerdings mit einer der berühmt-berüchtigten Besprechungen von Hans-Ulrich Pönack konfrontiert, dem „Terminator der Filmkritik“, wie ihn das Sat.1-Frühstücksfernsehen getauft hat, wo er seinen geistigen Unrat unter anderem verbreiten darf.

Pönack ist der Fleisch gewordene Stammtisch-Filmkritiker, der sich in cholerischen Hasstiraden ergeht, wenn ein Film in seinen Augen gewaltverherrlichender Müll ist, wie eben auch APOCALYPTO, wo er Gibson mal wieder eine pathologische Gewaltverliebtheit unterstellt – aber auch Paul Verhoeven ergeht es bei dem Spinner nicht anders.

Dummerweise hatte Pönack dabei übersehen, dass Gibson auch noch eine echte Geschichte zu erzählen hat, wo es um Liebe geht, der eigentliche Motor für den blutigen Überlebenskampf eines jungen Maya, der zusammen mit anderen Mitgliedern seines Volkes von einem anderen kriegerischen Stamm verschleppt wird, um als Menschenopfer zu dienen, aber vorher noch Frau und Kind in einem Erdloch verstecken kann, aus dem die sich aber nicht aus eigener Kraft befreien können, was zu einem gut getimeten Showdown führt.

APOCALYPTO ist sicher kein lehrreicher Film über das Aussterben der Maja-Kultur und deren kulturellen Errungenschaften, sondern brutales und rasantes Actionkino mit biblischer Auge um Auge-Logik vor der lebensfeindlichen Dschungel-Kulisse Mittelamerikas, das Gibson über zweieinhalb Stunden zu einer wahren Achterbahnfahrt für den Zuschauer werden lässt, umgesetzt mit fantastisch realistischen Bildern, die das Medium Digital Video voll und ganz für sich nutzen können.

Nicht mehr und nicht weniger ist APOCALYPTO und in dieser Hinsicht funktioniert er wirklich prächtig, allerdings nimmt man Gibson durchaus ab, dass der Film eine Parabel auf die derzeitige amerikanische Gesellschaft sei, was man aber nicht überbewerten sollte.

Im Gegensatz zum weichgespülten sonstigen Hollywood-Unterhaltungskino ist APOCALYPTO ein kompromissloser wie konsequenter Actionfilm mit Rückgrat, aufgrund dessen Qualitäten ich über Bedenken bezüglich der Person Gibson gerne hinwegsehe, zumal der Mann auch noch ein begnadeter Schauspieler ist, was er zum Beispiel in Filmen wie PAYBACK in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis stellen konnte.