Vielleicht hört es sich ein wenig depressiv an. Vielleicht ist es auch melancholisch und traurig, was man da von ANTONY & THE JOHNSONS vorgetragen bekommt. Oder hat es etwas unheimliches und introvertiertes? Oder es ist irgendetwas Sexuelles? Aber egal, was es ist oder wie es vielleicht gedacht, gemeint, interpretiert oder vermarktet wird.
Eins ist sicher: Es ist Musik, es ist gute Musik, die etwas schräg ist, kratzig, neben den eingängigen Hörschemata liegt und bei der sich die Hörenden immer wieder auf die merkwürdigsten Formulierungen einigen werden müssen, um zu beschreiben, was es denn ist.
Dass Antony am Piano, an der Orgel und mit seiner Stimme Lou Reed bei einem Konzert gerührt hat, danach den Toursupport für Mr Reed übernahm, ist schon Geschichte. Dass auch noch ein paar andere Musiker gemerkt haben, wer da unterwegs ist, das bestätigen die aktuellen Konzerte, auf denen ANTONY & THE JOHNSONS mit Musikern wie Devendra Banhart, William Basinski und COCOROSIE zusammen spielt.
Auf dem Album sind zehn textstarke Songs zu finden, von einer manchmal leicht kippenden Stimme getragen, meistens mit Piano unterlegt, starken Bläsersätzen und einem gleichzeitig manchmal etwas frickeligen Musikteil, der an manchen Stellen sogar noch frickeliger sein dürfte.
Aber an solchen Stellen schlägt dann ein gut platzierter Pathos zu, der die gebrochenen Inhalte der Lieder pointiert, aufhebt oder sogar konterkariert. Das erste Stück der CD ist "Hope there's someone".
Es gibt einen Vorgeschmack, was einen in verschiedensten Spielarten über die nächste gute halbe Stunde begleiten wird. Dabei stechen aus den Stücken vor allem "Fistful of love" hervor, das Antony zusammen mit Lou Reed aufgenommen hat und in dem Reed dem Song die Stimme und seine Gitarre leiht.
Ebenso in dem Song "Spiralling". Hier kooperiert der New Yorker mit Devendra Banhart, der den Gesangpart übernimmt. Es ist dies Wechselspiel in Text und Musik, das die Spannung des Albums erzeugt, immer wieder einen neuen Spannungsbogen musikalisch und inhaltlich aufbaut, Texte überraschend oder auch simpel und unangestrengt beendet.
Bei solcher Musik ist der Hinweis auf ebendieses Wechselspiel in Bezug auf die Person des Musikers allerdings eher nervtötend - auch wenn es der eine oder andere für sein persönliches Identifikationsspiel nutzen möchte.
Der Musik tut das glücklicherweise keinen Abbruch. Cooles Album, bei mir on high rotation! (38:18) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Thomas Neumann