„Anarchy In A Cold War“ ist ein englischsprachiger Roman, der von der West-Berliner Alternativ-, Hausbesetzer-, und Punk-Szene während der Jahre 1980/81 handelt. Der Kalte Krieg ist omnipräsent, die Raketen warten in ihren Silos auf den Abschuss.
In West-Berlin werden Häuser besetzt, die aufgrund der sogenannten „Flächensanierung“, beginnend in den Sechziger Jahren, leer stehen. Es herrscht Wohnraummangel in Berlin. Die Zeit steht still.
Die RAF ist noch in den Köpfen. Besorgte Bürger. Teds. Punks. Mods. Die Bullen. Eine Stimmung, die sich in Straßenschlachten mit tausenden Teilnehmern Bahn bricht und schließlich im Tod des Hausbesetzers Klaus-Jürgen Rattay (in einem „Postscript“ nimmt der Autor Bezug darauf) ihren traurigen Höhepunkt findet.
Dieses ist der Cocktail, aus dem „Anarchy In A Cold War“ gemixt ist. Aus Sicht der Besetzer, Anarchos, Hippies und Punks wird deren Alltag geschildert, der von Repressionen, Chaos, Angst, Party, Alkohol, Kampf geprägt ist.
Die Zahl der besetzten Häuser erreicht Mitte 1981 mit 160 ihren Höchststand. Ständige Kontrolle, eingetretene Türen. Kurtis Sunday lässt immer wieder deutsche Slogans einfließen. „Wessiland“, „Kneipe“, „Die Bullen“, „Gastarbeiter“.
Er nimmt Bezug auf Graffiti und Songtexte jener Tage. „Es geht voran!“ Die Protagonisten sind „Wilde“, Justine“, „Dread“ und „Our Hero“, um nur ein paar zu nennen. Sie alle eint ein gemeinsames Ziel, ihr Zusammentreffen ist reine Solidarität.
Das Buch ist wie die beschriebene Zeit. Wild. Bunt. Heftig. Und mit Liebe zum Detail. Auch in den beschriebenen Straßenkämpfen. Sunday lässt nichts aus. Es schmerzt. Tränengas brennt in den Augen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Stephan Zahni Müller