AMER - DIE DUNKLE SEITE DEINER TRÄUME

Es gibt Filmemacher, die versuchen, sich von irgendwelchen Einflüssen völlig frei zu machen, wiederum andere legen es gerade darauf an, dass man diese in ihren Filmen wiedererkennt, siehe auch Tarantino.

In letztere Kategorie fällt „Amer“, das Spielfilmdebüt von Hélène Cattet and Bruno Forzani, die hier eine Hommage auf das italienische Giallo-Genre geschaffen haben. Der Ursprung der Gialli ist in billiger italienischer Krimiliteratur zu finden, die wegen ihres gelben Einbands so genannt wurde.

Vor allem Regisseure wie Argento und Bava erhoben dieses oft recht dröge Genre in den Sechzigern und Siebzigern zur wahren Kunstform bezüglich der Kameraführung, Ausstattung und Musik, und vor allem wegen der detailliert umgesetzten Mordszenen.

Diese besondere Betonung der Musik fällt auch direkt bei „Amer“ auf, die so gut mit den Bildern verschmilzt, dass man glauben könnte, sie wäre extra für den Film geschrieben worden. Aber tatsächlich handelt es sich um Originalstücke aus der Giallo-Ära, insgesamt sechs Kompositionen von großen Meistern wie Bruno Nicolai, Stelvio Cipriani und natürlich Ennio Morricone.

Inhaltlich ist der wortkarge „Amer“ dann so eine Art filmisches Triptychon, in dem es um das sexuelle Erwachen eines jungen Mädchens vor der stimmungsvollen Kulisse der französischen Riviera geht.

Aber wie auch bei Argento und Bava ist die Handlung eher zweitrangig, stattdessen geht es um kunstvolle arrangierte, surreale Bilder voll rätselhafter Symbolik und unterschwelliger erotischer Spannung.

Also nichts für Leute, die einen konventionellen Psycho-Thriller erwarten und die „Amer“ eher als frustrierende Erfahrung empfinden werden. Als netten Bonus gibt es auf der deutschen DVD auch noch vier Kurzfilme des viel versprechenden Regie-Duos.