ALLES SEHEN

Christoph Höhtker

Ein Tag und eine Nacht in der mittelgroßen deutschen Stadt B., der beliebige und doch sehr detailliert beschriebene Schauplatz der Handlung des neuen Romans von Christoph Höhtker. Akribisch seziert er die Örtlichkeiten seiner Geschichte, in der mehrere Handlungsstränge zusammenfließen und so ein Mosaik unterschiedlichster Charaktere entsteht.

Jeder Protagonist in „Alles sehen“ kocht sein eigenes Süppchen, schlussendlich hat aber doch jeder mit jedem zu tun und die Wege der einzelnen Personen kreuzen sich immer wieder, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit, die in regelmäßigen Rückblenden die Figuren vorstellt und beschreibt.

Da wäre der erfolgreiche Finanz-Yuppie aus Genf oder der gescheiterte Literat und Kurierfahrer, wie auch Alt-Kommunisten und schwule Restaurantbetreiber, attraktive Gymnastiklehrerinnen und verkorkste Karrierefrauen.

So unterschiedlich die einzelnen Charakteren auch sind, sie sind alle getrieben von einer inneren Unruhe und der Suche nach sich selbst, dem Sinn und Inhalt ihres Lebens. Aufgrund der zahlreichen Fußnoten und der exakten Datierung der einzelnen Kapitel entsteht der Eindruck, es mit einem protokollarischen Tatsachenbericht zu tun zu haben.

Allerdings sorgen die unterschiedlichen Erzählmodi und -perspektiven gelegentlich für einen stockenden Lesefluss. Sich ständig neu zu orientieren, um zu verstehen, wer gerade wo mit wem zu tun hat, das lässt einen oft den rote Faden vermissen.

Dennoch bleibt man als Leser gerne am Ball und erfreut sich am stets originellen Plot. „Alles sehen“ ist kein Buch für nebenher, belohnt einen aber mit vielen Ideen und Einfällen.