Ich mag Spontanentdeckungen: ALBATROS aus Quebec, Kanada spielen um die Ecke im Waldmeister, ich kannte sie vorher nicht und hörte mir auch nicht vorher online an, was die so machen, denn ich mag (positive) Überraschungen.
Und die gab es, was schon beim Menschenauflauf auf der Bühne begann: Die Frankokanadier sind zu sechst, zwei Trompeten und eine Posaune gehören neben Gitarre, Bass und Drums zur Instrumentierung.
Würde ich den Veranstalter nicht kennen, ich hätte auf Ska-Punk getippt – aber den gab es nicht beziehungsweise nur in grauer Band-Vorzeit. Laut Selbstbeschreibung („ALBATROS plays punk rock.
ALBATROS has a brass section. People don’t understand ALBATROS. ALBATROS has fun.“) spielen die zwar Punkrock, aber letztlich war das doch eher eine Art von komplex-frickeligem Post-Hardcore mit verzweifelt-gröligem Gesang, der für sich genommen nichts so Besonderes wäre, der aber durch die Wärme der groovigen Bläser, die auf nervig-jazzige Spitzen verzichten, eine wirklich eigene, faszinierende Qualität gewinnt.
„People don’t understand ALBATROS“, vermutet die Band, gut möglich, aber es reicht ja auch, wenn man mit offenem Mund dasteht und sich bis zum letzten Ton wundert, was man da eigentlich gerade geboten bekommt.
Und tatsächlich funktioniert dieser Sound auf Platte so gut wie live. Flaschengrünes Transparentvinyl.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #146 Oktober/November 2019 und Joachim Hiller