AIR

Talkie Walkie CD

Wenn man wie Franzosen AIR mit dem ersten Album "Moon Safari" die Messlatte extrem hoch gelegt hatte, wird jede weitere Platte zum Spagat zwischen einer persönlichen musikalischen Weiterentwicklung und der Erwartungshaltung der Fans, die von jeder ihrer angehimmelten Bands jedes Jahr haargenau dieselbe Platte erwarten, ansonsten würde eine Band wie R.E.M.

wohl schon seit zehn Jahren nicht mehr existieren. Insofern war die letzte AIR-Platte "10,000 Hz Legend" (sieht man mal von ihrem letztjährigen unterschätzten Konzeptalbum "City Reading" ab) für Kritiker wie Publikum eine Enttäuschung, was allerdings nicht ganz nachvollziehbar ist, denn gerade die eher experimentellen Tracks standen AIR gut zu Gesicht.

Insofern ist "Talkie Walkie" wieder eine Rückkehr zum verträumten Pop von "Moon Safari" und "The Virgin Suicides", allerdings wirkt die Platte noch wesentlich reduzierter und besitzt im ersten Moment keinen wirklich auffälligen Song, selbst die erste Single "Cherry Blossom Girl" (ich hätte eher auf "Surfing on a rocket" getippt, aber das kann ja noch kommen) wirkt extrem unscheinbar und entblößt ihre dunklen Seiten erst, wenn man das Video dazu sieht.

Ansonsten fließt "Talkie Walkie" extrem entspannt und fast etwas schüchtern dahin, klingt dabei, wie AIR eben klingen, ohne dass man das unangenehme Gefühl hätte, die Band würde sich wiederholen.

Bitterer melancholischer Pop von einem recht unverwechselbaren Duo, das innerhalb des ganzen Chartsmülls wie eine echte Offenbarung wirkt. Den wirklich schönen Abschluss des rundum gelungenen Albums bildet dann "Alone in Kyoto," komponiert für Sofia Coppolas Film "Lost in Translation".

(08/10)