AGENT BLUE

A Stolen Honda Vision CD

In England zählen Singles noch, während sie in Deutschland eher schmückendes Beiwerk sind, zumindest von meinem Gefühl her und abgesehen davon, dass ich CD-Singles für überflüssig halte. Whatever, AGENT BLUE haben schon ein paar Kleinformate raus, die als Testballons in die englischen Charts aufgestiegen sind, und jetzt, nach drei Jahren und damit der Reifezeit, die man einer Band eigentlich immer gewähren sollte, ist das seltsam betitelte Debüt (Ist das mit dem Autokonzern geklärt?) raus und könnte Fierce Panda (vor lauter Autoquatsch hätte ich beinahe Fiat Panda geschrieben ...) nach ART BRUT einen erneuten Erfolg verschaffen.

Denn der Fünftürer (voilà!) aus Stoke-on-Trent mit Doppelgitarrenausstattung ist aus dem Stoff gemacht, der unweigerlich Zuneigung auslöst: Posthardcorige Gitarren, mal flirrend, mal böse peitschend, dazu ein softer, warmer Beat und ein Frontmann mit einfach gefälliger Stimme, der aber auch mal brüllen (aber nicht kreischen!) darf - das ergibt unter dem Strich eine verblüffende Mischung aus düsterem Post-Wave-Rock mit KILLING JOKE-Touch (da ist also auch etwas Pathos im Spiel) und britpoppigen Melodien, hat auch mal was von PULP und Co.

Wenn ich dann noch die EDITORS als zumindest phasenweise passenden Vergleich ins Spiel bringe, frage ich mich, warum solche Bands eigentlich immer nur aus England kommen - und ich wüsste keine einzige deutsche Band, die sich nur ansatzweise an so einem Sound versuchen würde, was aber womöglich auch besser ist.

Dazu kommt dann immer wieder mal ein klassischer, punkiger Song, etwa "Something else", und da sind wir dann auch wieder bei den Labelmates ART BRUT angelangt. Chris Sheldon (unter anderem FOO FIGHTERS) hat die Scheibe übrigens produziert, und das hat sicher nicht geschadet.

Wetten, dass man von denen noch hören wird? (40:01) (08/10)