ADAMS ÄPFEL

Anders Thomas Jensens letzter Film DÄNISCHE DELIKATESSEN (DE GRØNNE SLAGTERE) scheiterte bei dem Versuch relativ kläglich, eine schwarze Komödie noch irgendwie auf das Niveau eines ernsthaften Dramas zu hieven.

Eine herbe Enttäuschung, hatte Jensen doch die Drehbücher für Filme wie OLD MEN IN NEW CARS, IN CHINA ESSEN SIE HUNDE oder OPEN HEARTS verfasst. Sein neuester Film heißt ADAMS ÄPFEL und die schlechte Nachricht ist, dass Jensens tranige Botschaft dabei lautet: In jedem Menschen schlummert etwas Gutes, man muss es nur zutage fördern.

Die positive Nachricht ist, dass es ihm gelungen ist, diese in einen wundervollen Film zu verpacken, der vielleicht nicht perfekt ist, aber über dessen Schwächen man locker hinwegsehen kann.

Der im dänischen Kino allgegenwärtige Mads Mikkelsen spielt einen skurrilen Pfarrer namens Ivan, der in seiner Kirche ein Resozialisierungsprogramm leitet, wo ihm ein unverbesserlicher Neonazi zugeteilt wird, der in seinem Zimmer erst mal ein Bild vom Führer aufhängt, was für einen netten Running Gag sorgt.

Ivan, dessen persönliche Stigmata sich im Verlauf des Films als blutende Ohren offenbaren, verfährt dabei nach der gleichnishaften Weisung im Neuen Testament vom Hinhalten der anderen Wange, wodurch er den Neonazi Adam fast zur Verzweiflung bringt, aber nur fast, denn Adam entdeckt irgendwann Ivans Schwachstelle und bringt seinen unverwüstlichen Glauben ins Wanken ...

Jensen ist mit ADAMS ÄPFEL eine schwarzhumorige, politisch gar nicht korrekte, aber dennoch erstaunlich nachdenkliche Komödie gelungen, die gekonnt die Waage zwischen Humor und Drama hält und vor allem von der Interaktion der beteiligten, allesamt nicht ganz normalen Charaktere lebt, darunter ein kleptomanischer Triebtäter und ein Immigrant aus Afghanistan mit terroristischen Neigungen.

Dabei gelingen Jensen einige wirklich unglaublich abgedrehte, zum Brüllen komische Szenen, die zwar im ersten Moment oft recht derbe wirken, aber die man in dieser Form auf jeden Fall noch nicht gesehen hat.

Und obwohl er dabei die Macken seiner Figuren brutal ans Licht zerrt, ist es nicht reiner Zynismus, der bei deren Charakterisierung mitschwingt, sondern echte Empathie, auch wenn viele der Gags des Films etwas von aus dem Ruder gelaufenen Dummen-Jungen-Streichen haben.

ADAMS ÄPFEL ist Jensens bisher beste Arbeit als Regisseur, eine absurde Komödie über den Kampf zwischen Gut und Böse und den sinnstiftenden Nutzen eines Apfelkuchens, und in dieser Hinsicht einer der besten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe, auch wenn Jensens Humor vielleicht nicht jedermanns Sache sein dürfte.